JAZZ UND SHIMMY BREVIER DER NEUESTEN TÄNZE HERAUSGEGEBEN VON F.W. KOEBNER 1.- 10. TAUSEND BERLIN 1921 Dr. EYSLER & C Photos von: A. Binder, Eberth, Schneider in Berlin / Setzer-Wien / Bassano, Wyndham in Paris / White-New York / Godwin- Stockholm Die didaktischen Tanzaufnahmen der Paare v. Morgen- Lüttgau, Lazarovitz-Evelyne Nesbith, Karmann-Heyderich entstammen sämtlich dem Atelier Alex Binder, Berlin Copyright by Dr. Eysler & Co., Berlin 192 1. Vorwort Das dritte Tanzbrevier verdankt sein Entstehen dem Jazz, besser der Jazz Band, denn das, was die Jazz Band spielt, ist meistens ein Shimmy. War der Foxtrott eine Kranl;3 nach dem Takt der großen Trommel dahin, aber plötzlich fährt ihnen ein schriller Flötenton in die Knochen, die Knie knicken ihnen zusammen, und sie gehen ein paar Schritte mit ganz verrenkten und schlotternden Beinen, bis sie wieder den ruhigen Schritt der großen Trommel gefunden haben. Aber dann kommt ein Lauf auf der Klarinette und dreht sie wie einen Korkzieher umeinander, bricht plötzlich ab und zwingt sie, stehen zu bleiben. So macht diese Musik mit den Tänzern, was sie will, reißt sie auseinander, bringt sie wieder zusammen und hat sie, wie Marionetten, am Bändel. Mit ausgeschalteter Vernunft und ausgeschaltetem Willen sich diesem Rhythmus zu überlassen, das ist ein schönes Gefühl, wie wenn man nach durchwachter Nacht endlich, endlich einschlafen darf. Wer Jazz-Bands hat, der braucht keinen Schnaps. Und so notwendig es gewiß ist, immer und ewig wach zu sein und den Verstand und die Augen offen zu halten, so süß ist es doch manchmal, zu schlafen oder auch bloß, besoffen zu sein. Und noch eine nette Eigenschaft hat der Jazz. Er ist so völlig würdelos. Er schlägt jeden Ansatz von Würde, von korrekter Haltung, von Schneidigkeit, von Stehkragen in Grund und Boden. Wer Angst davor hat, sich lächerlich zu machen, kann ihn nicht tanzen. Der deutsche Oberlehrer kann ihn nicht tanzen. Der preußische Reserveoffizier kann ihn nicht tanzen. Wären doch alle Minister und Geheimräte und Professoren und Politiker verpflichtet, zuweilen öffent- lich Jazz zu tanzen! Auf welch fröhliche Weise würden sie all ihrer Würde entkleidet! Wie menschlich, wie nett, wie komisch müßten sie werden ! Kein Dunstkreis von Dumm- heit, Eitelkeit und Würde könnte sich bilden. Hätte der Kaiser Jazz getanzt — niemals wäre das alles passiert ! Aber ach! er hätte es nie gelernt. Deutscher Kaiser zu sein, das ist leichter, als Jazz zu tanzen. Hans Siemsen. („Weltbühne") >: 19 Der ,, Fallschritt" 20 Tanzaphorismen Aus den Blättern des Schwarz- Weife-Klubs Zweifarbig und dodi bunt! Der Onestep ist auch an Jazzvergiftung gestorben. — Schottisch Espagnole ist letzten Endes weiter nichts als ein aufs äußerste musikalisch getanzter verfeinerter Foxtrott. Es ist Blech, daß Tanzmusik schlagend rhythmisch sein muß. Jawohl, für den Anfänger, der noch keinen Fox vom Jazz unterscheiden kann. Der gute Tänzer hat den Rhyth- mus in sich und pumpt ihn nicht erst von der Musik. Ich habe einen Klaviervirtuosen auch noch nie gleichmäßig stark auf seinem Instrument herumhämmern hören. Was der Tango mit farbiger Photographie zu tun hat? Meines Erachtens gar nichts. Dagegen ist Robert Gadens Trio mit dem Begriff raffiniertest-verinnerlichten, hochkulti- viert-rhythmischen Vortrages neuester Tanzmusik unzer- trennlich. Sie wollen Turniertanzen? Dann rate ich Ihnen folgendes: Stehen Sie morgens schon im Foxtrottschritt auf, eilen Sie im schnellen Paso doble ins Bureau (vergessen Sie aber nicht, ganz kurze kleine Schritte zu machen und auf jedem Platz eine ganze Drehung) und steuern Sie dann abends in leichten Bostondrehungen heimwärts, um vom Tango zu träumen. Die Schraube Anfangs erschien sie zu grotesk, man war versucht, sie abzulehnen. Sie schlug allen, selbst den groteskesten bis- herigen Tanzschritten, ins Gesicht. Man sah sie zwar überall. In St. Moritz, Kopenhagen, Rom. Und alle, die aus Paris und London kamen -^ drehten. Da faßte man die Sache näher ins Auge und fand, daß die ,, Schraube" die einzige Möglichkeit war, gewisse Jazz-Tempi zu überbrücken. — Sie bot die (einzige) Möglichkeit einer restlos musikalisch- Die Schraube nach innen geschlossen 22 Die Schraube rhythmischen Wiedergabe des typischen Jazz-Schrittes. Und da begann man, sich mit ihr auszusöhnen. Aus dem Kapitel „Jazz" sind die technischen Einzel- heiten der Schraube bekannt. Die Füße werden mit den Fuß- spitzen einwärts und wieder auseinandergedreht. Es emp- fiehlt sich allen, die die Schraube zum ersten Male tanzen, die Schraube ganz auszudrehen, die Füße bis zum Grotesken nach innen zu drehen, und erst dann den Schritt zu ,, mar- kieren", wenn er ,, sitzt". So schwierig die Schraube anfangs erscheint, so einfach ist sie, wenn man sie kann. Und dann ist sie der amüsanteste Schritt, der je getanzt wurde. Man wird die Schraube belächeln und sie mit großen Augen ver- folgen, aber kein guter Tänzer wird sie sich nehmen lassen. Vor einem sei allerdings dringend gewarnt. In dem heißen Bemühen, die einmal gelernte Schraube um jeden Preis an den Mann zu bringen, drehen viele Tänzer sie zu den unmoti- viertesten Stellen. Die Schraube hat natürlich nur dort Sinn, wo sie musikalisch hingehört. Das heißt also lediglich in den Jazz oder Shimmy, niemals in den One- step, Foxtrott oder Tango. Letzten Endes behält doch jeder Tanz nur dadurch seinen Reiz, daß ihm seine ureigen- sten Schritte vorbehalten bleiben. Im Augenblick, wo man alle Schritte durcheinanderwürfelt, entwertet man den Tanz und stempelt ihn statt zu einer künstlerischen Angelegenheit zur Volksbelustigung. Nichts wirkt sinnloser, als ein Tanz, in dem der Tänzer oder die Tänzerin, womöglich unabhängig voneinander sinnlose und endlose Schrauben dreht, durch keinen musikalischen Rhythmus entschuldigt. Vor allem darf die Partnerin nicht ohne ihren Tänzer die Schraube drehen, sonst verliert sie jeden Zusammenhang mit ihm, und das Bild des Paares wirkt sofort unschön und grotesk. Eine leichte Vornüberhaltung des Herrn ist bei der Schraube un- vermeidlich. Auch hier darf der Tänzer nicht zu sehr über- treiben, trotz einiger amerikanisch-französischer Vorbilder, die sich in spitzer Winkelhaltung des Oberkörpers überbieten Die Schiütibe 23 Der „Scherenschritt" hei dem die Füße auseinandergleiten Tanzturnier Der Begriff des Tanzturniers datiert vom Jahre 1912. Damals fand im Admiralspalast das erste Tanzturnier statt, und man kann diesen Tag als den eigentlichen Geburtstag des Tanzes für Deutschland bezeichnen. Denn von jenem Tage an datiert das ungewöhnliche Interesse für alles, was tanzen heißt. Ein Interesse, das sich bis zum heutigen Tage von Jahr zu Jahr gesteigert hat. Auch der Krieg konnte dieser plötzlich erwachten Leidenschaft nichts Wesentliches anhaben. Zwar hat er ungünstig auf die Entwicklung des Tanzes eingewirkt, aber er hat das Erscheinen der einzelnen Tänze immer nur verzögern und nie unterbinden können, trotz aller Verbote, mit denen man ihm behördlicherseits an den Kragen wollte, und die, wie immer, das Gegenteil von dem erzielt haben, was sie bezweckten. Nie war das Inter- esse für den ,, Bärentanz" größer, als in Dresden die Schutz- mannschaft zur Bewachung der Ballsäle beordert wurde, nie war das Interesse für Tango so groß, wie damals, als von da- mals allerhöchster Stelle den Offizieren der Armee die Aus- übung dieses unsittlichen Tanzes verboten wurde. Die Turniere hatten das eine Gute, daß sie aus der Fülle der Tänze eine bestimmte, sehr beschränkte Zahl heraus- schälten, die allein als korrekte Gesellschaftstänze anerkannt wurden und in ganz bestimmten Formen und Regeln getanzt wurden. Diese Form war sowohl für die unterrichtenden Tanzlehrer als auch für das große Publikum die Norm und verhütete Auswüchse, zu denen man bei uns zulande ja von je her neigte. (Wackeltänze!) Immerhin blieben Tanzturniere lange Jahre hindurch un- gewöhnliche Einzelerscheinungen, die sich zwar immer großen Zulaufs erfreuten, aber doch stets Ausnahmefälle waren. Heute gibt es fast keinen Bade- oder Kurort, keinen Winter- Tanzturnier (Originalskizze von Heiligcnstacdt) 26 Tanzturnier Sportplatz, an dem nicht mindestens zweimal in der Saison ein großes Tanzturnier stattfindet. Dieses Turnier bildet in den Prospekten und im Vergnügungsprogramm einen der wesentlichsten Punkte und steht inmitten von Pferderennen, Tennisturnieren, Golfwettspielen und ähnlichen sportlichen Attraktionen. Daß das Tanzturnier wesentlichen Anteil daran hat, daß man den Tanz immer mehr und mehr als Sport wertet, darüber kann kein Zweifel herrschen. Über die Frage, ob der Tanz Sport ist oder nicht, werden wir uns an anderer Stelle dieses Buches unterhalten. Hier sei zunächst nur festgestellt, daß die Tanzturniere gesellschaftlich ihre volle Berechtigung haben und dem Tanz immer neue Freunde werben werden. Auch für die heranwachsende Generation sind sie ein stetes Beispiel, das zur Nacheiferung empfiehlt, eine Reihe einwandfreier Tänze in gesellschaftlichem Rahmen beobachten zu können, und wenn nicht die Tanzturniere in der Hand geldsüchtiger Unternehmer zu artistischen Schau- stellungen werden, ist gegen sie nicht das Geringste einzu- wenden. Der Reichsverband für Tanzsport hat eine Reihe von Turnierregeln aufgestellt, die sich im wesentlichen an die international geltenden halten und in folgendem wieder- gegeben werden. Sehr^ verschieden ist die Form, in der man Tanzturniere veranstaltet. Man hat hier verschiedene Versuche gemacht und kann als die glücklichste Fassung den ,, Tanzring" be- zeichnen. In der Mitte des Saales, in dem das Tanzturnier stattfinden soll, wird ein etwa einen Meter erhöhter Ring ge- baut, der natürlich nicht mit Tauen abgegrenzt ist, sondern entweder gar keine Umrandung zeigt, oder eine in sehr leich- ter Form gehaltene. Dieser Ring wird mit Scheinwerfern beleuchtet, und auf ihm treten, von allen Plätzen aus sicht- bar, die Paare zur Konkurrenz an. Ein Turnierleiter be- stimmt die Reihenfolge der Tänze, die Dauer derselben und besorgt die Auswahl der in Frage kommenden Musikstücke. Die Jury unter einem Obmann wertet den Gesamteindruck der Paare. Die versuchsweise eingeführte Punktwertung ist Tduztuniicr 27 Baron Sascha v. Meyer und Vera, Markgräfin Pallavicini, ein vielfach prämiiertes Tänzerpaar 28 Tiiiiztunu'cr zwar sportlich sehr amüsant, aber für die Zwecke des Tanz- turniers denkbar ungeeignet, denn es ist nicht der einzelne Mensch, sondern das Paar zu werten, und man kann un- möglich den Partner für eventuelle Fehler der Partnerin, oder umgekehrt verantwortlich machen. Man kann von ,, Fehlern" als solchen überhaupt nicht sprechen, da ein guter Tänzer eine ganz andere Auffassung von irgend einer bestimmten Melodie haben kann, als das Mitglied der Jury, das ihm einen Strafpunkt versetzt. Außerdem kann das Paar, das die meisten Strafpunkte hat, durchaus im Gesamteindruck das beste sein. Die Wertung muß lediglich nach diesem Gesamt- eindruck erfolgen, wobei natürlich darauf zu achten ist, daß eine Vermengung der Schritte seitens der tanzenden Paare ver- mieden wird, der einzige grobe Fehler, der als solcher gebucht werden darf. Denn grade in der strikten Einhaltung der jedem Tanze vorbehaltenen Schritte liegt die Wertung des Gesellschaftstanzes. Hierbei soll absolut nichts dagegen ge- sagt werden, wenn in öffentlichen Lokalen bekannte gute Tänzer in der Sektlaune sich ihre Schritte zu irgend einer Melodie zusammenstellen, wie es ihnen grade gefällt, denn auch hierin liegt ein erhöhter Reiz für das musikalisch und rhythmisch durchgebildete Tänzerpaar. Als unbedingtes Erfordernis muß angesprochen werden, daß der Jury neben den Herren zu mindestens ein bis zwei Damen angehören. Ein Erfordernis, dem außerhalb Deutschlands auch immer entsprochen wurde. Die Zahl der Jurymitglieder muß der Abstimmung halber stets eine ungrade sein. Die Zahl sieben bis neun hat sich immer als zweckmäßigste erwiesen. Es ist vollkommen unstatthaft, daß die Teilnehmer am Turnier wissen, nach welchen Melodien sie zu tanzen haben. Es ist deshalb dringend erforderlich, daß der Turnierleiter der Musik erst im letzten Augenblick, wenn die Paare schon an- getreten sind, bekannt gibt, was gespielt werden soll. Es steht ganz außer Frage, daß der Turnierteilnehmer, dem die Melodie des Tanzes vorher bekannt ist, seinen Konkurrenten gegenüber wesentlich im Vorteil ist. Ein namentlich in fran- Taitztuniier 19 Der IMcistcrtiinzci" (Originalzeichnung \-on Wennerberg 30 Tanzturnier zösischen Badeorten sehr beliebter Scherz ist der Austausch der einzelnen Paare unter sich zum Zwecke der endgültigen Preisbestimmung. Hier liegt ein sportliches Moment, denn der gute Tänzer wird stets mit der ihm anvertrauten Tänzerin den gleichen guten Eindruck machen, wie mit seiner alt- gewohnten Partnerin. Ein anderer eigenartiger Scherz be- steht in der willkürlichen Abwechslung der Musik, die während eines Onesteps plötzlich in einen Boston übergeht. Aus der Schnelligkeit und dem Stil, in dem die einzelnen Paare das Tempo wechseln, sind für die Jury sehr wertvolle Rück- schlüsse zu ziehen. Bisher sind lediglich Onestep, Boston, Foxtrott und Tango als Turniertänze anerkannt. Man kann aber wohl mit Sicherheit annehmen, daß der Jazz noch inner- halb des Jahres 1921 zum Turniertanz avancieren wird. Die beste gesellschaftliche Haltvmg beim Turnier 'TanztiiDilcr 31 Die Turnierregeln des Reichsverbandes für Tanzsport 1. Die Herren Schiedsrichter und Unparteiischen nehmen die Ihnen von der Tumierleitung zugewiesenen Plätze ein. Die Unparteiischen werden den Sdiiedsrlch^ern beigegeben, sind aber ohne Stimme für die Entsdieidung. Es dürfen nie ein Sdiiedsriditer und ein Unparteiischer vom gleichen Klub sein. 2. Eine Unterhaltung der Jury während des Turniers ist unbedingt zu vermeiden, da sonst beim Tänzer und Zuschauer der Eindruck der Beeinflussung erweckt wird. 3. Die Herren Schiedsridiler empfangen Blocks mit Kennzeichen ver- sehen, die nur den Unparteiischen und dem Turnierleiter bekannt sind. Nach jeder Runde werden die Bewertungszettel gesammelt. Die Einsammlung geschieht durch zwei Unparteiisdie in einer versdilossenen, mit Sdilitz versehenen Kassette. Die Auszählung der Punkte wird von zwei Unparteiisdien vorgenommen. Zugegen ist die Turnierleitung. 4. Die Turnierleitung hat das Recht, die Paare in Gruppen tanzen zu lassen. 5. Unparteiisdie und Schiedsrichter haben das Recht der Nadiprüfung. 6. Die Jury allein hat das Recht der Aussdieidung; diese gesdiieht nach der Zählung. Die Punkte der ausscheidenden Paare werden bekannt- gegeben. 7. Die Zensierung gesdiieht in der Weise, daß die Nr. 1 am höchsten bewertet. 8. a) Runde ist ein Musikabschnitt. b) Die Ausscheidung, sowie die Entscheidung werden als soldie vom Turnierleiter bestimmt und gekennzeichnet. 9. Die Anmeldefrist für miitanzende Paare wird jeweilig vom turnier- gebenden Klub festgesetzt. 10. Die Art der Tänze bestimmt die Tumierleitung. 11. Vorschriften für Kleidung werden für jedes Turnier gesondert heraus- gegeben. 12. Für Verbandsturniere ist Smoking und Balltoilette vorgesdirieben. 13. Berufstänzer oder Lehrer der Tanzkunst, einerlei ob Damen oder Herren, sind von der Teilnahme an Amateurkonkurrenzen auszusdilie&en. 14. Bewertung: Es wird nur der korrekte Gesellschaftstanz bewertet. Die Bewertung zieht Tedinik, Rhythmus, musikalisdies Emptinden, Ge- samteindruck und Körperhaltung in Betradit. a) Für Amateure sind Bühnenfiguren mit der schleditesten Nummer zu bewerten. b) Berufslänzer haben freie Wahl der Figuren. Der neue Tango Das Geburtsjahr des Tangos für Deutschland war 1912,' das Todesjahr 1914. Während in Paris, Rom und London der Tango auch während des Krieges niemals von der Bild- fläche verschwand (wohl trat er gegenüber dem damals er- scheinenden Foxtrott etwas in den Hintergrund), fiel er in Deutschland in die Versenkung. Und zwar endgültig. Denn der Tango von 1921, von dem ich jetzt sprechen werde, hat nur noch entfernte rhythmische Anklänge an ,,Y como le va" oder ,,E1 Choclo". Das ist folgendermaßen zu erklären. Die logische Weiterentwicklung des Tanzes bedingt einen neuen Rhythmus, der sich nach anfänglichen Schwankungen als Foxtrott-Rhythmus herausstellte. Alle Komponisten, die sich mit der Verfassung neuer Tanzmelodien befaßten, schrieben ihre Sachen über diesen neuen Leisten und ver- webten Foxtrott-Rhythmen mit Boston- und Tangomelodien. Gingen noch einen Schritt weiter und mischten Boston- und Tango-Rhythmen. Es ergab sich also ein Tango, der statt des ,, media in lune" seitliche Foxtrott- und runde Bostonschritte enthielt, die nicht etwa künstlich hineingetragen wurden, sondern sich vollkommen logisch aus den einzelnen Sätzen der Melodie ergaben. (,, Mitternachtstango".) Nach den altbekannten ruhigen Einleitungsschritten geht der Tango statt der Schere in den seitlich kurz pendelnden Foxtrottschritt über, dem nach den ersten Synkopen der schleifende vom Herrn stets rückwärts getanzte Rundschritt folgt, der erfolgreich geschleift wird und vom Herrn durch schnelle Drehung auf dem rechten Absatz unterstrichen wird. Bevor der Herr seine Partnerin nach links herumschwenkt. Del TiUioo 3.^ hält er sie für eine kurze, zwei Tal