Leitfaden fur den Tanz- und Koorperbildungs- Unterricht. Bearbeitet von J. R. Bosshardt-Stubi ZURICH 1897. Leitfaden fur den Tanz- & Korperbildungs-Unterricht mit Anleitungen uber den gesellschaftlichen Verkehr. 14 Tafeln mit 118 figurlichen und choregraphischen Darstellungen. Bearbeitet von J. R. Bosshardt-Strubi Lehrer fur gesellschaftlichen Tanz und korperlich aesthetische Erziehung. Zurich 1897. JUCHLI & BECK, ZURICH. Inhalts-Verzeichnis. Seite Vorwort 1 I. Abteilung. Der gesellschaftliche Tanz. Geschichte der Tanzkunst 7 Erklarungen und Vorbereitungen. a) Grundformen 13 b) Anlagen 13 c) Grundstellungen 14 d) Grundbewegunen der Beine 15 e) Figuren 16 f) Tour 17 g) Takt 17 h) Tempo 17 i) Accent 18 k) Auftakt 18 Mechanische Vorubungen. a) Degagieren 19 b) Ronds de jambes 19 Grazie 19 Aesthetik 19 Attitude 20 Haltung zum Tanze 20 Vorteile des Tanzers bei Rundtanzen zur richtigen Fuhrung der Tanzerin 21 a) Wiegend 22 b) Wallung 23 Das Chargieren 23 Das Schwindligwerden beim Tanzen 24 Einteilung der Tanze 24 Gebundene Tanze. La contredanse Francaise 26 1. Le Pantalon 28 2. L'ete 30 3. La poule 32 4. La Pasturelle 34 5. Finale 37 Quadrille "Les Lanciers" 39 1. La Dorset 41 2. La Victoria 44 3. Le Moulinet 45 4. Les Visites 47 5. Les Lanciers 48 Ungebundene Tanze. La Polonaise 51 1. Die Promenade 52 2. Die Allee 53 3. Die Parade 53 4. Die Schnecke 54 5. Die Fontaine 54 Rund-Tanze. Seite Der Walzer 55 1. 3 oder 6 Schrittwalzer 56 2. Englischer Walzer 57 3. 2 oder 4 Schrittwalzer 58 4. Wiener-Walzer 59 5. 1 oder 2 Schrittwalzer 61 6. Balance-Walzer 61 Der Schottisch 62 Die Mazurka 63 Die Rheinlander-Polka 63 Die Polka-Mazurka 65 Der Galopp 66 Fantasie-Tanze. Der Menuett-Walzer 67 Salon-Csardas 69 Kreuz-Polka 71 Strakschak 72 Cotillons. 1. Spiegeltour 74 2. Das Polsterkissen 74 3. Leuchterbrandle 74 4. Das ABC 75 5. Ringelreihen 75 6. Der Knoten 75 7. Blinde Kuh 76 8. Kartenspiel-Tour 76 9. Facher-Tour 77 10. Ballwerfen 77 Hansball 77 Geschlossene Balle 79 Oeffentliche Balle 80 Toilette 81 Tragen des Damenkleides 81 Tragen des Chapeau-Claque 82 Tragen des Fachers 82 II. Abteilung. Korperbildungsunterricht und Regeln fuur den gesellschaftlichen Verkehr. Einleitung 83 Die Haltung des Korpers beim Stehen 84 Die Haltung des Korpers beim Sitzen 85 Allgemeine Regeln beim Sitzen 87 Das Niederlassen auf einen Fautenil, Sopha oder Stuhl 87 Das Geheu am Stock und das Tragen desselben 88 Das Tragen des Schirmes 89 Das Gehen 89 Das Gehen im Salon 91 Verbeugungen 91 Herrenverbeugung am Standorte 92 Damenverbeugung am Standorte 93 Verbeugungen beim Kommen und Weggehen 94 Verbeugung vor mehreren Personen 94 Das Eintreten in ein Privatzimmer 95 Das Austreten aus einem Privatzimmer 95 Das Grussen 96 Verhalten auf der Strasse 97 Ueber die gegenseitigen Vorstellungen 98 Verhalten bei Empfang von Besuchen 99 Verhalten auf Besuch 100 Verhalten bei Konzerten, im Theater und in Gesellschaft 102 Korrespondenz (Briefe) 103 Visitkarten 104 Benehmen bei Tisch 104 Das Trinken 106 Allgemeines uber Hoflichkeit 107 Die Jugend im Umgang mit altern Personen 108 Vorwort. Durch die Erfahrungen wahrend meiner Wirksamkeit als Lehrer fur korperlich-aesthetische Erziehung, habe ich die Ansicht gewonnen, dass im allgemeinen in den Tanzstunden die Uebungen uber den Tanz-und Korperbildungsunterricht allein nicht Genuge leisten, sondern dass hiefur ein eigentliches Lehrsystem eingefuhrt werden muss, ahnlich demjenigen unserer Lehranstalten. Sind nicht die Tanzstunden mit der dazu gehorenden Anstandslehre und Korperbildungsunterricht als eine Schule zu betrachten? Sollte nicht jeder Zogling, der diese Schule geniesst, im Besitze eines den Unterrieht betreffenden Lehrmittels sein? Wie wurde es noch mit unserer Volksbildung aussehen, wenn in den Schulen die Lehrer nur mundliche Theorie hatten, und die Schuler aus freiem Willen Lehrbucher sich anschaffen konnten oder nicht? Gerade so hat es bis heute in unsern Tanzkursen ausgesehen; die einen Tanzschuler kauften sich derartige Werke, andere nicht, nach einem Leitfaden wurde der Unterricht uberhaupt nicht ertheilt, dann, was noch das Schlimmste bei der Sache war, passte die Unterrichtsmethode des Lehrers gar nicht zu den gekauften Buchern. Um nun einem solchen Lehrsystem die richtige Grundlage zu geben, habe ich fur meine Schuler der Tanzkunst einen Leitfaden ausgearbeitet, uber den im Unterricht vorzunehmenden theoretischen und praktischen Lehrstoff, ausgestattet durch eine grosse Zahl von figurlichen und choregraphischen Darstellungen. An Hand dieses Leitfadens konnen sich die Lernenden auf die kommende Unterrichtsstunde vorbereiten, um dann die vom Lehrer durchzunehmenden Uebungen klarer aufzufassen, ebenso um nach beendigter Unterrichtsstunde das Geubte repetieren zu konnen, dadurch geht der Unterricht schnell und sicher vor sich, und kann der Lehrstoff zugleich grundlich behandelt werden. Nur dann kann auf einem Gebiete ein wahrer, durchgehender Erfolg erzielt werden, wenn der Lehrende und der Lernende nach einem einheitlichen und systematisch geordneten Leitfaden arbeiten. Bei der Durcharbeitung dieses Werkchens habe ich neben dem Tanzunterricht auch dem Korperbildungsunterricht die grosste Aufmerksamkeit geschenkt, denn gerade der Letztere tragt ebensoviel zur Veredlung des menschlichen Korpers bei, wie das Tanzen selbst. Wohl lehrt die Erfahrung, dass vielfach die Neigung herrscht, dass Schuler und Schulerinnen, welche das Tanzen zu erlernen wunschen, sich solchen Lehrern zuwenden, welche den Unterricht moglichst auf das Tanzen beschranken, vergessend, dass nicht nur gutes Tanzen, sondern auch feine Manieren zur guten Erziehung gehoren. Wenn wir leider Tanzlehrer haben, welche ihre Schuler weiter nichts als das Tanzen lehren, so ist der eigentliche Wert, den ein solcher Unterricht haben sollte, ein verfehlter, denn nirgends beitet sich besser Gelegenheit, die zum guten Ton gehorenden Hoflichkeitsregeln und die zur aesthetischen Ausbildung des Korpers notigen Formen uben zu lassen, als in der Tanzstunde. Nicht allein kann der Lehrer die Genugtuung haben, seine Schuler am Schlussball schon tanzen zu sehen, sondern auch dass sie in ihrer ganzen Haltung und in ihrem Benehmen als gebildete Gesellschafter dastehen. Solche zum guten Ton gehorenden Formen sind nicht leicht, sie erfordern zur Erlangung einer Fertigkeit viele Uebung, genau wie das Tanzen selbst. Keineswegs habe ich die anmassende Meinung, ein vollkommenes Werk herausgegeben zu haben, nein, es bleibt in demselben noch vieles zu wunschen und zu erganzen ubrig. Ich richte daher an alle diejenigen, welchen das Interesse fur die Fortbildung der Tanzkunst, sowie die aesthetische Bildung der Jugend nahe liegt,die Bitte, dieses Werkchen nicht der geheimen Kritik zu unterstellen, sondern mich in meinen Bestrebungen zu unterstutzen und werde ich fur jede Aufmerksamkeit sehr dankbar sein. Der Verfasser . I. Abteilung. Der gesellschaftliche Tanz. Ausfuhrliche Beschreibung der modernen Gesellschafts-Tanze . 14 Tafeln mit 118 figurlichen und choregraphischen Darstellungen. Bearbeitet von J. R. Bosshardt-Strubi, Lehrer fur gesellschaftlichen Tanz und korperlich-aesthetische Erzichung. Zurich 1897. Geschichte der Tanzkunst. Die Leibesubungen sind so alt, wie das Menschengeschlecht selbst. Und ebenso,wie sich der Anfang der Weltgeschichte ins Dunkel, so verliert, so verliert sich auch der Anfang der Tanzkunst in dasselbe. Es ist jedoch gewiss, dass der Mensch eher seinen Korper-, als seinen Geist auszubilden anfieng, daher stand anch jedes Volk eher auf einer gewissen Stufe der Korper-, als der Geistesbildung. Je mehr die Menschen der Civilisation entgegenkamen, um so mehr veredelten sie auch die Formen der Korperbewegungen. Alle Volker und alle Zeiten kannten den Tanz und uberall hat er sich eigentumlich, dem Lande, dem Charakter des Volkes gemass ausgebildet. Dass man es in dieser Kunst schon im grauen Altertum zu einer bedeutenden Hohe gebracht haben muss, ersehen wir aus den Abbildungen altegyptischer Tanzer, von denen man zum Beispiel eine Gruppe von funf tanzenden Figuren, welche verschiedene Schritte machen und Stellungen einnehmen, in der Grabesgrotte Amenoph's II zu Theben antrifft, der bereits im 15. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung lebte. Man findet auf den alten Denkmalern eine grosse Anzahl ahnlicher tanzender Gruppen, sowie einzelne Figuren, die sich bald frei, bald Instrumente spielend in mannigfachen Stellungen, jedoch stets einen gewissen Anstand in den Bewegungen kennzeiehnen. Die alten Egyptier tanzten nicht nur zu Ehren des Apis (Gottheit) und sonstigen mit dem religiosen Kultus zusammenhangenden Veranlassungen, sondern sie betrachteten den Tanz, wie bei den Griechen, als ein notwendiges Requisit guter Erziehung. Es ist wahrscheinlich, dass die Juden die religiosen Tanze der Egypter in ihren Gottesdienst mit aufnahmen und sie bei allen freudigen Gelegenheiten zur Ansfuhrung brachten. So wurde nach dem Durchzuge durch das Rothe Meer ein festlicher Tanz angeordnet, und "Mirjam", die Prophetin, Aron's Schwester nahm eine Pauke in ihre Hand, und alle Weiber folgten ihr nach und Mirjam sang ihnen vor: "Lasset uns dem Herrn singen." Der Tanz um das goldene Kalb war cine Nachahmung der egyptischen Apis-Feierlichkeiten. Aus der Beschreibung jenes beruhmten Tanzes, den David vor der Bundeslade ausfuhrte, ersehen wir auch, dass die heiligen Tanze der Juden nicht etwa ans Umzugen, ahnlich unserer Polonaise, bestanden, sondern wirkliche, vielleicht nur pathetische und langsamere Bewegungen eines wahrhaften Tanzes darstellten. Kein Volk aber behandelte die korperliche Bildung ernsthafter, wichtiger und systematischer als die alten Griechen. Bei ihnen machte die Tanzkunst den wichtigsten Teil der Jugenderziehung aus, und galt als eine dem Korper heilsame Disziplin, der man sich selbst nach spatern Jahren unterwarf. Sie stand in so hohem Ansehen bei ihnen, dass man Gotter und Gottinnen als Tanzer und Tanzerfinder betrachtete und die beruhmtesten Heroen als Anordner festlicher Reigen bezeichnet wurden. Wahrscheinlich nahmen die Griechen diese heiligen Tanze mit dem ihuen aus Egypten und Kleinasien zugefuhrten Kultus auf, indem sie solche fur besonders geeignet hielten, die Seelen der Menschen mit der Gottheit zu vereinigen. Vornehmlich sind die zur Verehrung Apollon's bestimmten Hypochemata zu erwahnen, worunter man eigentlich Lieder verstand, die unter Begleitung der Zither oder Flote abgesungen wurden, und nach denen man um den Altar und in spatern Zeiten sogar um den ganzen Tempel herum tanzte. Bei den Griechen stand der Tanz in so hohem Anschen, dass die grossten Gelehrten und Feldherren als Reigenfuhrer fungierten, ja sie nannten das Tanzen eine liebliche und frendige Gabe der Gotter. Aber nicht allein den Tanz ehrten und schatzten die Griechen so sehr, sondern insbesoudere auch hatten sie ein feines Auge fur den korperlichen Anstand in Gang, Haltung und Bewegung, das bei uns so oft als blosse Nebensache betrachtet wird. Sie giengen hierin so weit, dass sie von der Bewegung einer Person den Charakter derselben zu erkennen glaubten. Unter den vielen Gebrauchen, die nach Einfuhrung der christlichen Religion aus dem Heidentum in die neue Kirche ubergiengen, wurden auch die heidnischen Aufzuge und Tanze in die Feierlichkeiten der christlichen Feste mit herubergenommen, und sie assimilierten sich diesen allmahlig in dergestalt, dass ihr Ursprung nach und nach vergessen wurde. In eigentumlicher Deutung des Apostels Paulus, wurde das Tanzen beim Gottesdienst fur erlaubt erklart, durch Gregorius Thaumaturgos eingefuhrt, und besonders, nachdem die Christenverfolgungen aufgehoort hatten, alle Freuden und Friedensfeste damit verherrlicht, wahrend bei andern Gelegenheiten, z. B. bei den Hochzeiten der Christen das Tanzen verboten war. Da solche Feste der Christen oft mit denen der Heiden zusammenfielen und solche sogar des Nachts im Freien abgehalten wurden, gaben sie Anlass zu den argsten Ausschweifugen, so dass dieselben schliesslich von der Kirche verboten wurden. Ebenso geschmacklos und roh wie die Kirchentanze ausarteten, geschah es auch mit dem weltlichen Tanze. Bei den Tanzen der Alten erschienen die Geschlechter vollstandig getrennt, und es tanzten entweder Manner allein oder Frauen allein, oder beide zusammen, aber jedes Geschlecht fur sich. Die Vereinigung beider Geschlechter gehort erst dem Mittelater an, wo der charakteristische Unterschied zwischen dem antiken und romantischen Tanze gebildet wurde. In Italien war es, wo der Tanz nach den Zeiten des Verfalls, etwa gegen Ende des 15. Jahrhunderts, wieder aufgenommen und gepflegt wurde. Die Tanzkunst trat mit der im 15. Jahrhundert von Italien ausgchenden Regeneration in Kunst und Wissenschaft in ein neues Stadium ihrer Entwicklung. Sie wurde im Laufe des 16. Jahrunderts hierin nicht gestort, so dass sie sich zu einem gewissen Grade der Vollkommenheit ausbilden konnte. Wie in Italien, so hat sich in Spanien die Tanzkunst entwickelt und steht dieselbe heute noch, besonders im Volkstanze als unubertroffen da. Aber kein Volk veredelte und pflegte die Tanzkunst in so hohem Masse, wie die Franzosen, bei ihnen erlangte der gesellschaftliche Tanz seinen Hohepunkt. Besonders hervorzuheben sind: Quadrille, "Les Lanciers", Quadrille "Francaise", Gavotte und die Krone aller Tanze, "die Menuet", welche Tanze heute noch als unubertroffen dastehen. Die Tanze der Vornehmen waren damals die sogenannten niedrigen Tanze, bei welchen man sich nicht von der Erde erhob und weder sprang noch hupftc. Sic waren so ernst und feierlich, dass man sie z. B. am Hofe Karl's IX. von Frankreich nach der Melodie der Psalmen tanzte. Vor dem niedrigen Tanze pflegte man gewohnlich die Pavane zu tanzen, welche etwas lebhafter war, und besonders zur Zeit Heinrich's III. von Frankreich auf Ballen der Vornehmen gepflegt wurde. Die Pavane wurde unter Begleitung von Hobeen und Posaunen getanzt, was man den grossen Tanz nannte. Im Jahre 1661 grundete Ludwing XIV. die konigl. Tanzakademie zu Paris, mit der Bestimmung, daruber zu wachen, dass der Tanz von Fehlern gereinigt und bewahrt wurde. In der Urkunde hiess es ausdrucklich, dass die Akademie aus den Erfahrensten in dieser Kunst bestehen solle, die sich miteinander uber die Mittel der Vervollkommnung beraten sollen, die Missbrauche und Fehler zu verbessern hatten, welche sich schon eingeschlichen haben oder noch einschleichen konnten. Ebenso hat sich in Berlin eine Akademie deutscher Tanzlehrer gebildet, um die Tanzkunst zu pflegen und zu heben, und verdanken wir dem Fleisse einiger Mitglieder dieser Akademie schone Compositionen neuer Tanze. Unter dieser Akademie soll sich aber der geneigte Leser nicht etwa eine fur Tanzlehrkunst erstellte Unterrichtsanstalt (Tanzhochschule) vorstellen, sondern sie besteht in Form eines Vereins, der sich alle Jabre um die Osterzeit geselligt, um das Neueste uber Tanzlehrkunst zu besprechen. Der gesellschaftliche Tanz. Erklarungen und Vorbereitungen . a) Grundformen. Es gieht derer nur zwei; Stellung und Bewegung. Unter Stellung ist das momentane Beharren der Menschengestalt zu verstehen, in anmutig wohlgefalliger Weise, sowohl nach den Regeln der Kunst, als in freier Auffassung derselben. Unter Bewegung versteht man das Aufgeben der Ruhe am Orte selbst, um die wechselnde Veranderung der Stellung im Raume, vom Orte hinweg, durch Gehen, Laufen, Hupfen, Tanzen, mannigfaltig durch die Verschiedenheit des Zeitmasses und vielgestaltig durch den wechselnden Gebrauch der Korperform. b) Anlagen. Zur kunstgemassen Ausubung des Tanzes sind fur den Tanzer die innere wie die aussere Anlage notwendig oder mindestens wunschenswert. Die innere Anlage (Geschmack) besteht in der Fahigkeit, das Schone zu erkennen und zu empfinden, es grundlich aufzufassen und geschickt zu verwenden, geweckt und gelautert durch geistige Bildung und feines Taktgefuhl. Die ausseren Anlagen bestehen in einer wohlgehaltenen, bildsamen Form des Korpers, dessen Stellung schon die Fahigkeit zu schonen Bewegungen seiner Glieder ankuundigt, sowie in ausdrucksfahigen Gesichtszugen. Jedoch ist keineswegs zu glauben, dass diejenigen Personen, welche besonders die aussere Anlage nicht besitzen, das Tanzen nicht erlernen konnen. Es ist vielmehr die edelste und hochste Aufgabe des Lehrers, die harmonische Ausbildung des Korpers zu fordern, sowie Gewandtheit und Schunheit in heiterer Geistesstimmung zu erstreben. Ein begabter Meister der Tanzkunst wird durch seinen Beobachtungsgeist hei ernster Bemuhung diese Aufgabe selbst bei einem weniger Begabten, aber lernbegierigen Schuler zu losen wissen. c) Grundstellungen (Positionen). Es giebt derer nur funf und zwar: In der ersten Ferse an Ferse, Fussspitzen nach aussen. (Siehe Tafel I. Figur I.) In der zweiten getrennt von einander in derselben Richtung. (Siehe Tafel I. Fig. 2.) In der dritten halb uber einander, das heisst, die Ferse des cinen Fusses steht au der innern Mitte des andern Fusses. (Siehe Tafel I. Fig. 3.) In der vierten getrennt von einander auf der Diagonale. (Siehe Tafel I. Fig. 4.) In der funften ganz uber einander, das heisst, die Fussspitzen scharf nach aussen stehend, stosst je eine derselben an die Ferse des andern Fusses. (Siehe Tafel I. Fig. 5.) Diese funf Grundstellungen teilt man in die geschlossenen und offenen. Es gehoren Fig. 1, 3 und 5 der geschlossenen, 2 und 4 der offenen Grundstellung an. Keineswegs ist aber zu glauben, dass andere Stellungen ausser diesen funf als regelwidrig zu halteu sind. Jede Fussstellung, auf welcher der Oberkorper leicht und sicher ruht, die dabei anmutig und dem Auge wohlgefallig ist und eine leichte Entfaltung schoner Bewegungen zulasst, kann auf eine der funf Grundstellungen zuruckgefuhrt werden und als Position gelten. d) Grundbewegungen der Beine. Das ganze Bein zeigt funf bewegliche Teile und zwar: Das obere Bein (Schenkel), das Knie, das untere Bein und den Fuss (Fussbiege-Ferse) nebst den Zehen. Die zur Bewegung entschieden fahigsten Teile sind das Knie sind nur zwei Bewegungen darstellbar: Biegen und Stecken. In der Fussbiege nebst Zehen sind ebenfalls nur zwei zu verzeichnen: federartiges Auf-und Niederspannen. Die zwei Bewegungen der Kniee zu den zwei Bewegungen der Fussbiegen, stehen im Gegensatze zu einander und bewirken Folgendes: Biegen der Kniee und gleichzeitiges Aufspannen der Fussbiegen veranlasst Senkung; (Siehe Tafel I Fig. 6.) Strecken der Kniee und gleichzeitiges Niederspannen der Fussbiegen dagegen, Hebung des Korpers, (Siehe Tafel I Fig. 7.) Beide Bewegungen sind fur den Tanz ebenso wesentlich als wichtig. Durch ihre Verschmelzung, das heisst, durch den Uebergang vom Biegen zum Strecken, sowie vom Strecken zum Biegen, konnen die feinsten Schattierungen in den Tanzschritten erzielt werden. Diesen Grundbewegungen anschliessend, sind die Tanzschritte eingeteilt, dieselben werden teils am Orte (in der Ruhe) oder vom Orte hinweg ausgefuhrt und zwar: geradlinig vor-und ruckwarts, gespreizt, seitwarts rechts oder links, kreisformig in sehlangelnder Windung, shleifend oder gleitend, hupfend. e) Figuren. Was wir im Tanzen unter Figuren verstehen konnen, ist der Weg, welchen die Tanzenden zu nehmen haben, die regehnassigen und symmetrischen Linien, auf welchen sie tanzen. Diese Figuren kommen zum Teil in gebundener, teils in ungebundener Weise zur Anwendung. Im erstern Falle ist sie durch Musik, gewohnlich durch 8 Takte geregelt und erscheint somit als periodische Tanzfigur, die sich zuweilen wieder in zwei Satze je zu 4 Takten abteilt. Sind mehrere solche Figuren ancinander gereiht, so entsteht daraus ein Bild (Hauptfigur). (Siehe Francaise und Lanciers.) Im andern Falle ist sie freier Behandlung anheimgegeben. (Siehe Polonaise und Rundtanze.) So ergiebt sich also, dass z. B. bei Francaise und Lanciers der Tanzer gebundene und bei den Rundtanzen ungebundene Figuren zu beschreiben hat. Seit neuerer Ziet sind von Tanzlehrern eine dritte Klasse von Tanzen komponiert worden, die sogenannten "Gemischten Tauze", welche aus den geundenen und ungehundenen Tauzen zusammengestellt sind. (Siehe Kreuz-Polka, Salon-Csardas, Mennet-Walzer, Strackschack.) f) Tour. Der Ausdruck Tour schliesst stets den Begriff des gerundeten, bei Wendungen (Drehen) in sich, gleichviel ob am Orte selbst, oder vom Orte hinweg, demgemass sagt man richtig: ganze, halbe oder viertels Tour, Tour de main, Tour de jambe etc. Infolge dessen ist es vollstandig unrichtig, wenn man z. B. bei Contretanzen und Quadrillen sagt: 1. Tour, 2. Tour sonderu 1. Bild, 2. Bild etc. g) Takt. Wie in der Musik die Einteilung der aufeinanderfolgenden Tone in kleine, gleiche Zeitgrenzen, die in der Notenschrift durch senkrechte Striche auf dem Liniensystem bezeichnet werden, so ist der Tanz aus den verschiedenen Grundbewegungen zu einer periodischen Tanzfigur zusammengestzt. Die Tanzfigur beginnt nach Beendigung der letzten Bewegung wieder mit der ersten und soll, um Takt zu tanzen, stets der erste Schritt mit dem ersten Taktteil wieder zusammentreffen. h) Tempo. Tempo ist das Zeitmass der Bewegung oder der Grad der Gcschwindigkeit. Tanzt ein Tanzer schneller oder langsamer als die Musik spielt, ist keineswegs gesagt, dass der Tanzer nicht im Takt tanze, jedoch 2 aber nicht im Tempo. Tempo ist die Geschwindigkeit der Fussbewegungen nach dem musikalischen Zeitmass, im besondern: accentuirte Tanz-Tempi mit accentuirten Musik-Taktteilen richtig zusammentreffen zu lassen. i) Accent. Der Accent bezweekt, dem Tanzer die Zeiteinteilung gleichmassig wiederkehrender Takte mit einem gewissen Nachdruck bemerkbar zu machen. k) Auftakt. In der Musik ist unter Auftakt der Beginn einer Melodie mit einem unaccentuirten Taktteil, der an sich keinen vollstandigen Takt bildet, jedoch zu einem solchen uberleitet, zu verstehen. Im Tanz ist die Bezeichnung des Auftaktes ebenso notwendig als regelrecht. Auftakt im Tanz ist die Vorbereitungsstellung oder Bewegung vor dem eigentlichen Einsatz zum Tanz. Der erste Tanzschritt erfolgt demuach nach dem Auftakt, auf die erste accentuirte Note. Mechanische Vorubungen . Die mechanischen Vorubungen bezwecken, den Beinen Kraft, Biegsamkeit und Fertigkeit zu geben, mithin dem Tanzer diejenige Fertigkeit zu verleihen, die ibm fur die Ausfuhrung schoner Tanzschritte notwendig ist. Die hauptsachlichsten derselben sind: Biegen und Strecken der Kniee; Auf-und Niederspannen der Fussbiegen; Degagieren; Wendungen in den Huften, sowie ronds de jambes. a) Degagieren. Unter Degagieren versteht man das leichte und gafallige Uebertragen des Schwerpunktes von einem Fuss auf den andern. (Tafel I Fig. 8.) b) Ronds de jambes. Ronds de jambes sind kreisformige Fussbewegungen, ein-oder auswarts. (Siehe Tafel I Fig. 9 und 10.) Grazie. Grazie ist das Ideal reiner, hochster Schonheit der Bewegungen, die Anmut und Holdseligkeit, die sich in der Menschengestalt offenbart. Grazie ist eine Schonheit, die nicht von der Natur gegeben, sondern von der Person selbst hervorgebracht wird. Aesthetik. Unter Aesthetik versteht man auch die formrichtige Ausfuhrung der Bewegungen, die Ausfuhrung in der Weise, dass sie sich dem Auge gefallig erscheinen lassen. Attitude. Unter Attitude versteht man die Harmonie der Arm und Fussbewegungen zu schoner Haltung des Korpers. Haltung zum Tanze. Ist das Paar auf der Stelle angelangt, von wo aus der Tanz beginnen soll, crfolgt von Seite des Herrn eine Reverence, welche die Dame huldvoll zu erwidern hat, und anschliessend daran folgt das gegenseitige Fassen zum Tanze. Dass Tanzer und Tanzerin sich richtig und anstandsgemass fassen konnen, ist in erster Linie die richtige Haltung des Korpers bedingt. Dieselbe soll eine gerade sein, der Unterkorper wird leicht zuruckgehalten, Brust vorgeneight, der Schwerpunkt liegt uber den Huften, Gesicht und Blick nach links zugekehrt. Herr und Dame durfen sich mit dem Korper nicht beruhren, die Fusse stehen im rechten Winkel, rechter oder linker Fuss vorgestellt in der dritten, auch vierten Position. (Siehe Tafel II.) Die rechte Hand des Herrn umfasst die Taille der Dame, wahrend seine linke die rechte Hand der Dame, entgegennimt. Die Dame schmiegt den linken Arm auf den rechten ihres Tanzers, die Hand in elegant gerundeter Form auf dessen Schulter, die Finger sind geschlossen zu halten, der Daumen untergelegt. Hiebei hat die Dame besonders zu beachten, dass sie den linken Ellenbogen nicht seitwarts, sondern gesenkt halt. Ebenso achte der Herr darauf, dass er die linke Hand, mit welcher er die rechte Hand der Dame fasst, nicht seitwarts wagrecht ausstrecke oder auf das Kreuz halt. Es sind diese beiden Haltungen ganzlich gegen den Anstand, da man in der ersten Haltung leicht die andern Tanzenden beohrfeight, in der zweiten Haltung der anstandsgemasse Abstand zwischen Tanzer und Tanzerin nicht da ist. Schrag tief, senkrecht tief, order angezogen wie die Figuren 11, 12, 13, 14, 15 und 16 ziegen, ist das aesthetisch Richtige und Anstandige. Madchen und Knaben nehmen zum Tanzen die Haltungen 13 und 14 an. Vorteile des Tanzers bei Rundtanzen zur richtigen Fuhrung der Tanzerin . Das Tanzen selbst ist nicht nur durch die vorschriftsgemassen Fussbewegungen (Schritte) bedingt, sondern es tragen ebenfalls die Arme zur vorteilhaften Ausfuhrung eines Tanzes wesentlich sehr viel bei, und ist die Aufgabe speziell dem Herrn uberbunden. Beispielsweise das Paar tanze Schottisch, Mazurka oder Sechsschrittwalzer, welche Tanze durch 6 Schrittbewegungen ausgefuhrt werden, von denen fur den Herrn die ersten drei Schritte oder die erste Halfte mit einem Vorschritt links, mit dem ersten excentuierten Taktteil, die andern drei Schritte oder zweite Halfte mit einem Ruckschritt rechts beginnen, so drangt der Herr beim ersten (also Vorschritt links) mit seiner linken Hand den rechten Arm der Dame gleichsam zuruck, sodann bei dem ersten der weitern drei Schritte (Ruckschritt rechts) zieht der Herr mit den Fingerspitzen seiner Rechten die Taille der Dame umfassenden Hand nach rechts. Diese beiden Bewegungen sollen nieht mit einem plotzlichen Ruck, sondern weich mit einem gewissen Schmelz zu den Fussbewegungen ausgefuhrt werden. Aehnliche Handbewegungen hat der Herr auszufuhren, wenn beim Tanzen aus der Kreisfigur (Rundtanz) zum Chargieren ubergegangen wird, und zwar: Ehe der letzte sechste Tanzschritt beendigt, zieht der Tanzer mit seiner linken Hand den rechten Arm der Tanzerin nach links zuruck, verbunden mit einem leichten Druck ihrer Hand. Die rechte Hand des Herrn, welche die Taille der Dame umfasst, fuhrt einen Gegendruck nach links aus, angenommen, das Paar tanze rechts um. Ebenso hat der Herr die Dame mit seiner rechten Hand, besonders bei wiegenden (hupfenden) Tanzen, gleichsam zu heben, das heisst, wahrend der Tanzer aufschwingt oder anschwebt, hebt er seine Tanzerin mit, was aber nicht mit der ganzen Hand, oder sogar dem Unterarm, sondern nur durch die Fingerspitzen bewirkt werden darf. Durch diese Andeutung wird die Harmonie in die Wallung zwischen Tanzer und Tanzerin ubertragen. a) Wiegend. Diese Benennung der Tanzweise tritt an Stelle von hapfend. Die Tanze durfen nicht mehr durch Hupfen ausgefuhrt werden, sondern es ist dasselbe durch ein Wiegen, das durch die Fuss- und Kniegelenke bewirkt wird, zu ersetzen. b) Wallung. Unter Wallung ist das Anschweben und Abnehmen der schleifenden und wiegenden Tanze zu verstehen. Diese angefuhrten Regeln sind Vorteile guter Tanzer und sind zur richtigen Fuhrung der Tanzerin wahrend dem Tanze unbedingt notwendig. Das Chargieren. Das Chargieren findet hauptsachlich bei den Rundtanzen Anwendung und zwar vorzugsweise bei Walzer, Schottisch, Mazurka und Galopp. Dasselbe wird augewendet um Ansammlungen auszuweichen, also um schneller auf einen freien Platz zu gelangen. Ebenso behilft man sich des Chargierens bei einem allfalligen Anstoss an ein anderes tanzendes Paar, bei welcher Gelegenheit man fast unvermeidlich aus dem Takte kommt. Da das Promenieren oder Stehenbleiben mitten im Saale fur die abrigen Tanzenden sehr hinderlich ist, chargiert man sofort und setzt mit dem ersten Taktteil wieder zur Kreisfigur ein oder begiebt sich auf die Seite des Saales, um zu promenieren. Das Chargieren kann vorwarts und ruckwarts ausgefahrt werden, es ist jedoch vorzuziehen, dass der Herr ruckwarts chargiert, da im umgekehrten Falle die Dame leicht auf das Kleid treten konnte. Das Schwindligwerden beim Tanzen. Dem Schwindligwerden beim Tanzen, von dem die Tanzer nach den Sommerpausen, bei dem ersten Tanzvergnugen gerne befallen werden, kann viel entgegengewirkt werden. Dieses Uebel kommt zum grossen Teile daher, wenn die Tanzenden sich vom Schalle der Musik berauschen und dadurch die Blicke traumerisch umherirren lassen, oder dieselben auf den Boden gerichtet haben. Sieht der Tanzer scharfen Blickes vorwarts, resp. gerade aus, gleichsam Paar um Paar musternd, so ist das Uebel zum grossen Teil besiegt. Ebenso leistet das Chargieren, wie abwechselndes rechts-und linksum Tanzen hierin grosse Dienste. Einteilung der Tanze . Die Tanze werden in zwei Hauptklassen, namlich in die Salon-oder Gesellschaftstanze und in die Schauoder Theatertanze eingeteilt. Zur Einteilung der Gesellschaftstanze unterscheidet man zwei Klassen derselben und zwar: 1. Reihen-(Kolonnen-)Tanze. 2. Rund- (Kreis-)Tanze und die zu dieser Kategorie zahlenden Fantasietauze. a) Erstere nennt man gebundene Tanze, weil ihnen durch die in gleichem Zeitmass wiederkehrenden musikalischen Rhythmen, die Tanzfigur und der zu beschreibende Weg vorgeschrieben ist. b) Die Rundtanze werden ungebundene Tanze geuannt, da ihnen wohl die Tanzfigur durch die Musik vorgeschrieben ist, jedoch die Bahn, die die Tanzer mit dieser Tanzfigur zu beschreiben haben, eine freie ist. c) Fantasietanze sind solche, welche in der Regel, um als Ganzes zu erscheinen, aus den gebundenen und ungebundenen Tanzen zusammengesetzt sind. Demzufolge findet die Einteilung der Gesellschaftstanze folgendermassen statt: Gebundene Tanze. Contredanse-Francaise, Quadrille-Lanciers a la cour. Menuets, Gavotte etc. Ungebundene Tanze. Polonaise, Schottisch, Mazurka, Walzer, Polka-Mazurka, Rheinlander-Polka etc. Fantasietanze. Menuet - Walzer, Kreuz - Polka, Salon -Csardas, Strackschack etc. Gebundene Tanze. La contredanse Francaise . Die contredanse Francaise (Gegenubertanz) war ursprunglich ein englischer Tanz und ist etwa seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Frankreich eingefuhrt. Dieselbe besteht aus funf Bildern (Figuren), deren Namen folgende sind: 1. Le Pantalon, 2. L'ete, 3. La Poul, 4. La Pasturelle, 5. Finale. Ein sechtes Bild, welches hier nicht ublich ist, heisst "La Trenis". Diese Bilder sind in Figuren eingeteilt, von denen jede zu 8 Musiktakten berechnet ist, erscheinen aber auch zuweilen in zwei Satzen zu je 4 Takten abgeteilt. Die Taktart der Musik ist 6/8, teils 2/4. In der Regel beginnt die erste Figure im 6/8, die zweite regelmassig im 2/4 Takt. Vor jedem Bilde (Hauptfigur) sind 8 Takte Vorspiel, welche jeweilen zur Reverence (Verbeugung) ausgefullt werden. La francaise hat den Ausdruck eines gewissen Sichvergnugens, verbunden mit dem Takte der Wohlanstandigkeit. Fruher pflegte man diese Bilder fur sich zu tanzen, nicht wie jetzt ublich 5 oder 6 derselben nacheinander. Ebenso wurde fur Contredanse, "Quadrille" geschrieben, weil man die Figuren im Quarree (Viereck) tanzte, wie es heute noch vielerorts gebrauchlich ist. Figur Aufstellung. Takte Die zu tanzenden Paare stellen sich in zwei Colonnen auf, von denen die eine vom Tanzordner mit 1. und die andere mit 2 bezeichnet wird. Stellung: 1. Position. Ausfuhrung. Reverences. 1. Verbeugung: Mit Beginn des Vorspiels geht jeder Herr mittelst 2 Schritten (links antretend) etwas seitlich links vor, sich gegen seine Dame verneigend. - Gleichzeitig gehen die Damen etwas seitlich schrag, rechts ruckwarts, mit den Herren sich verneigend. 2 2. Verbeugung: Aus der vorigen Stellung begeben sich die Herren mittelst weitern 2 Schrittubewegungen (rechts antretent) seitlich rechts, Verneigung vor der Dame rechts (in der Original-stellung der Dame links). - Die Damen gehen bei dieser zweiten Reverence, durch zwei Schrittbewegungen auf ihren Platz, sich gleichzeitig mit den rechts stehenden Herren verbeugend. 2 3. Verbeugung: Nach der zweiten Verneigung gehen die Herren durch drei Schrittbewegungen (links antretend) auf ihren ursprungliechen Platz zuruck. - 2 Verneigung vor der Dame gegenuber.- Die Damen erwiedern die Verneigung auf ihrem Platze. Pause. 2 8 I. Bild. Le Pantalon. (Colonne 1 und 2 beginnen zugleich). a Chaine anglaise et retour. - Alle sich gegenuber stehenden Paare kommen sich entgegen - Verbeugung - in der Mitte trennen sich dieselben und die Damen gehen zwischen durch. Herr und Dame geben sich wieder die Hand and gehen auf den Platz gegenuber. 8 (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. a.) Erklarung: Bei der Trennung der Paare geben die Herren den Damen gegenuber und diese jenen, die rechte Hand - unmittelbar darauf, jeder Herr seiner Dame und diese ihm die linke Hand. Die rechte Hand legt der Herr leicht an die Taille der Dame und in dieser Haltung gehen die Paare auf den Platz gegenuber - dort eine Schwenkung nach vorwarts links ausfuhrend. Die Paare wiederholen dasselbe auf gleiche Art und kommen somit auf ihre innegehabten Platze zuruck. (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. b.) c Balance. - Zur Ausfuhrung derselben wendet sich jeder Herr seiner Dame und 4 diese sich ihm zu. Die Hande kommen in Stutz und es folgt Wiegeschreiten. (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. c.) Erklarung: Dame und Herr beginnen das Wiegeschreiten (Balance) mit Seitschritt links. d Tour de main a droite. - Dame und Herr geben sich die rechte Hand und fuhren eine einmalige Tour, im Vorwartsschreiten auf ihrem Platz, umeinander aus. 4 (Siche Tafel IV, Bild I, Fig. d.) Erklarung: Wahrend Dame und Herr sich die rechte Hand geben, wird der Arm in Abhang gebracht - die Dame fasst mit der linken Hand das Kleid. Der Herr hat mit dem Daumen leichte Fuhlung am Schenkel. - e Chaiine des dames et retour. - Die Damen der sich gegenuberstehenden Paare, geben sich in der Absicht ihre Platze zu wechseln, im Begegnen beiderseits die rechte Hand und sodann die linke der ihuen mit der linken Hand entgegenkommenden (fremden) Herren. Wahrend die gegenuberstehende Dame entgegen kommt, geht der Herr etwas nach rechts vor und fuhrt die Dame mittelst einer Schwenkung auf seinen Platz. 8 (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. e.) Erklarung: Statt der gewohnlichen Gehschritte, fuhren die Damen 4 x 3 Hupfelsehritte (Schottisch) aus. Unmittelbar wo der Herr der fremden Dame die linke Hand bietet, legt er seine Rechte an die Taille der Dame und in dieser Haltung die Schwenkung ausfuhrend. Die Damen wiederholen nun genaudasselbe, wahrend die Herren zum Empfang ihrer Damen nach rechts vorgehen. (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. f.) g Demie promenade. - In derselben Haltung wie am Schluss der vorigen Figur, gehen die Paare rechts nebeneinander voruber auf den Platz vis-a-vis - dort eine Schwenkung ausfuhrend. 4 (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. g.) Erklarung: Bei der Promenade stellt sich der Herr etwas hinter seine Dame, lasst somit derselben den Vortritt. - h Demie chaine anglaise.-Anschliessend an die Schwenkung der vorigen Figur, gehen die Paare (die Damen zwischen durch) auf ihre anfanglichen Platze zuruck. - 4 32 (Siehe Tafel IV, Bild I, Fig. h.) Einmalige Wiederholung des ganzen Bildes (Hauptfigur) jedoch ohne die vorangehende Reverence. - II. Bild. Lete. Reverence. (Herr I und Dame II beginnen.) a En avant deux et en arriere. - Alle 4 Herren von Colonne 1 und alle Damen von Colonne 2 kommen sich durch 4 Schritte entgegen - Reverence - begeben sich wieder durch 4 solcher ruckwartsgehend auf den Platz zuruck. (Siehe Tafel IV, Bild II, Fig. a.) Erklarung: Dame (2) und Herr (1) fuhren links antretend 3 Schritte nach vorwarts aus, - der linke Fuss wird beim dritten Schritte etwas seitwarts links abgesetzt und der rechte Fuss zum vierten Schritte schleifend herangezogen zur 1. Position. -Die Verneigung erfolgt mit der vierten Schrittbewegung. Das Ruckwartsschreiten beginnt mit dem rechten Fuss. b En avant droite et en arriere. - Derselbe Herr und dieselbe Dame gehen schrag rechts vorwarts. - Reverence. - 4 (Siehe Tafel IV, Bild II, Fig. b.) Erklarung: Die Schritte und die Verbeugungen sind genau gleich wie bei Fig. a, Bild II. c Traversez. - Herr (1) und Dame (2) vertauschen links ausweichend ihre Platze. 4 (Siehe Tatel IV, Bild II, Fig. c.) Erklarung: Das Voruberschreiten geschieht durch 4 x 3 4x3 Hupfelschritte (Schottisch). - Die ersten 3 Schritte nach schrag links, - die zweiten 3 Schritte nach schrag rcchts, - wobei sich Herr (1) und Dame (2) entgegenkommen und sich gegenseitig ohne Autenthalt leicht verneigen. Durch die dritten 3 Schritte erfolgt eine ganze Umdrehung nach rechts und arit den letzten 3 schritten welche gerade vorwarts sind, gelangen die Tanzenden auf den Platz gegenuber. d En avant droite et en arriere. - Herr (1) und Dame (2) gehen schrag rechts vor - Reverence - und wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel IV, Bild II, Fig. d.) e Retraversez. - Gehen links aneinander voruber auf ihre Platze. 4 (Siehe Tafel IV. Bild II, Fig. e.) f Tour de main a droite. - Dame und Herr geben sich gegenseitig die rechte Hand und fuhren eine einmalige Tour umeinander aus. 4 24 (Siehe Tafel IV. Bild II, Fig. f.) Dreimalige Wiederholung des ganzen Bildes, indem das zweite und vierte mal Dame (1) und Herr (2) beginnen. III. Bild. La poule. Reverence. (Herr (1) und Dame (2) beginnen.) a Traversez. - Herr (1) und Dame (2) vertauschen links aneinander vorubergehen ihre Plaatze. 4 (Siehe Tafel IV, Bild III, Fig. a.) b La main gauche. - Derselbe Herr und dieselbe Dame kommen sich wieder entgegen, geben sich gegenseitig die linke Hand, ohne diese Handhaltung gehen zu lassen, giebt Herr (1) seiner Dame die rechte Hand, welche ebenfalls die rechte Hand bietet. Ebenso giebt die Dame (2) die rechte Hand ihrem zuruckgebliebenen Herrn, welcher ebenfalls die rechte Hand bietet. Es ergiebt sich somit eine Kette. 4 (Siehe Tafel IV, Bild III, Fig. b). Erklarung: Damen und Herren schliessen sich zu dieser kette Kette moglichst nahe auf. Der zuruckgebliebene Herr (2) und die zuruckgebliebene Dame (1) gehen zur Seitstellung vor, um die rechte Hand des Entgegenkommenden fassen zu konnen. Die freie Hand kommt zur Stutzhaltung. c Balancez. - Wiegeschreiten mit dem linken Fuss beginnend. 4 d Demi-Promendade. - Mit Beendigung der Balance gehen die Paare auf den Platz gegenuber. 4 (Siche Tafel IV, Bild III, Fig. d.) Erklarung: Herr und Dame des zusammengehorenden Paar's geben sich gegenseitig die linke Hand, der Herr legt seine rechte Hand leicht an die Taille der Dame, dieselbe fasst mit der rechten Hand das Kleid. In dieser Haltung gehen die Paare auf den Platz vis-a-vis, dort eine Sehwenkung nach vorwarts links ausfuhrend. 3 e En avant deux et en arriere. - Herr (1) und Dame (2) gehen vor - Reverence - und zuruck. 4 (Siehe Tafel IV, Bild III, Fig. e). f En avant droite et en arriere. - Derselbe Herr und dieselbe Dame gehen schrag rechts vor - Reverence - und zuruck. 4 (Siche Tafel IV, Bild III, Fig. f). g En avant quatre et en arriere. - Die Paare (1) und (2) gehen vor - Reverence - und zuruck. 4 [Siche Tafel IV, Bild III, Fig. g.] h Demie chaine anglaise. - Die Paare gelangen hiedurch auf ihre innegehabten Platze zuruck. 4 32 (Siche Tafel IV, Bild III, Fig. h). Dreimalige Wiederholung, indem das 2. und 4. mal die Dame (1) und Herr (2) beginnen. IV. Bild. La Pasturelle. Reverence. (Alle Paare beginnen zugleich). a En avant quatre et en arriere. - Die Paare (1) und (2) gehen vor - Reverence - und wieder zuruck. 4 (Siche Tafel IV, Bild IV, Fig. a.) Erklarung: Dame und Herr geben sieh gegenseitig die Hand, gehen durch 4 Schritte bis zur Mitte vor (der vierte Schritt als Nachstellschritt), verneigen sich und gehen wieder durch 4 Schritte zuruck. Wiederholen das Vorgehen nochmals und es folgt: b La dame vis-a-vis. - Herr (1) giebt seine Dame an Herr (2) ab, das heisst, die Dame (1) verlasst beim zweiten Vorschreiten ihren Herrn und stellt sich auf die linke Seite vom Herrn gegenuber. Herr (2) geht mit den beiden Damen auf seinen Platz zuruck, ebenso der allein stechende Herr (1) auf den seinigen. 4 (Siche Tafel IV, Bild IV, Fig. b.) Erklaruny: Nach der Trennung vom Paar (1) erfolgt beim Ruckwartsgehen eine gegenseitige Abschiedsverneigung. c En avant trois (deux fois). - Herr (2) geht mit den beiden Damen vor - Reverence - und zuruck. Wiederholt dassclbe nochmals. Der alleinstehende Herr (1) erwiedert jeweilen die Begrussungen. 8 (Siehe Tafel IV, Bild IV, Fig. c u. d.) Erklarung: Herr (2) lasst beim Vorgehen den beiden Damen den Vortritt, das heisst, der Herr bildet gleichsam das zweite Glied. Wahrend Herr (2) mit den beiden Damen vorgeht, fuhrt Herr (1)im Moment ihrer Verneigung zwei Schritte nach links zur Gegenverneigung aus (zweiter Schritt als Nachstell-schritt). Auf dieser Stelle verharrend bis Herr (2) mit den Damen noehnals zur Verneigung vorkommt, geht Herr (1) wieder durch zwei Schritte anf den Platz zuruck, zur Gegenverneignng. e Solo cavalier. - Der zuruckgebliebene 4 Herr (1) geht durch 3 und einen Nachstellschritt nach links vor, sich zur Dame vis-a-vis verneigend (Gegenverneigung), von da schrag rechts vor und Verneigung zu seiner Dame (Gegenverneigung). 4 (Siehe Tafel IV, Bild IV, Fig. e.) f Demi ronde a gauche sur la place 4 vis-a-vis. - Nach der zweiten Verneigung giebt Herr (1) den beiden damen und diese ihm die Hand und im Kreise nach links gehend, trennen sich die Paare, indem sie, jedes fur sich, den Platz gegenuber einnehmen. 4 (Siehe Tafel IV, Bild IV, Fig. f.) g En avant quatre et retour. - Die 4 Paare kommen sich entgegen - Reverence - und gehen wieder zuruck. 4 (Siche Tafel IV, Bild IV, Fig. g.) h Demi chaine anglaise. - Gehen auf 4 ihre Platze zuruck. 4 32 (Siche Tafel IV, Bild IV, Fig. h.) Dreimalige Wiederholung dieses Bildes mit folgender Abanderung: In der zweiten Wiederholung geht bei der Fig. b die Dame (2) zu Herr (1). Takte Fortsetzung der ubrigen Figuren. In der dritten Wiederholung des Bildes IV geht bei Fig. b Herr (1) neben die Dame (2) und heisst daher idese Fig. nicht mchr "La dame vis-a-vis", sondern "Le cavalier vis-a-vis." Erklaring: In dieser Fig. steht nun neben der Dame (2) je ein Herr. Dieselben geben sich hinter der Dame auf Schulterhohe die der Dame zugekehrte Hand, die andere Hand geben sie der Dame. Fortsetzung der ubrigen Figuren: In der vierten Wiederholung des Bildes IV geht bei Fig. b Herr (2) neben die Dame (1) u. s. w. Fortsetzugn der ubrigen Figuren und Schluss. Die Losung dieses Bibldes ist demnach folgende: Das erste mal geht die Dame (1) neben Herr (2) " zweite " " " " (2) " " (1) " dritte " " der Herr (1) " Dame (2) " vierte " " " " (2) " " (1) V. Bild. Finale. Reverence. (Alle Tanzenden beider Colonnen 1 und 2 beginnen zugleich.) a Grande promenade et retour (deux fois). 8-Alle Tanzenden beider Colonnen 1 8 und 2 geben sich (jede Colonne fur sich) Takte zu einer Kette die Hande. Gehen vor bis zur Mitte - Reverence - und wieder zuruck. Wiederholen dasselbe nochmals. (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. a.) b En avant deux et en arriere. - Herr (1) und die ihm gegenuberstehende Dame (2) kommen sich entgegen - Reverence - und gehen wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. b.) c Traversez. - Derselbe Herr und dieselbe Dame gehen links aneinander vorbei auf den Platz gegenuber. 4 (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. e.) d En avant droite et en arriere. - Herr (1) und Dame (2) gehen nach rechts vor - Reverence - und wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. d.) e Retraversez. - Gehen auf ihre Platze 4 zuruck. 4 (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. e.) f Chassez a gauche et a droite. - Dame und Herr kehren sich einander zu, und es folgt Chargieren nach links und nach rechts, je 4 Schritte (der vierte als Nachstellschritt). 4 Die Hande kommen in Stutz. (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. f.) g Tour des mains a droite. - Geben Takte g sich gegenseitig beide Hande und fuhren eine einmalige Tour umeinander aus. 4 (Siehe Tafel IV, Bild V, Fig. g.) 32 Dreimalige Wiederholung des ganzen Bildes, indem das zweite und vierte mal Herr (2) und die Dame (1) beginnen. Quadrille "Les Lanciers." (Quadrille a la cour.) Dieser Tanz wurde im Jahre 1856 in Paris eingefuhrt. Derselbe franzosischen, in der funften jedoch englischen Ursprungs und stammt aus einem Waffentanz weleher mit Lanzen getanzt wurde, deswegen der Name "Les Lanciers." Es pragt sich in disem diesem Tanze durch seine Feinheit und Glatte ein wahrhaftes Hof-Ceremoniell aus und ist desshalb ganz besonders geeignet, das Gefuhl fur aesthetischen Sinn, die Grazie, zur vollen Geltung zu bringen. Die Quadrille "Les Lanciers" besteht aus 5 Bildern (Hauptfiguren), welche folgendermassen benannt sind: 1. La Dorset, 2. La Victoria, 3. Les Takte Moulinets, 4. Les Visites und als 5. Les Lanciers. Die 4 ersten Bilder werden langsnm getanzt, das 5. jedoch schneller. Die tanzenden Paare stellen sich je zu Paaren im Carre auf. Erst das Paar 1, demselben gegenuber das Paar 2, rechts vom Paar 1 das Paar 3 und demselben gegenuber das Paar 4. Vor Beginn eines jeden Bildes sind 8 Takte Vorspiel, welches zur Reverence benutzt wird. Stellung: 1. Position. Ausfuhrung. Reverences. 1. Verbeugung: Mit Beginn des Vorspiels wenden sich (jedes Paar fur sich) die Damen und Herren einander zu, indem sie ein und einen Nachstellsehritt 2 seitlich ruckwarts gehen, sich gegenseitig verneigend. 2. Verbeugung: Gehen durch ein und einen Nachstollschritt auf den Platz zuruck, sich vor dem Paare gegenuber verneigend. 2 3. Verbeugung: Gehen wieder durch ein und einen Nachstellschritt seitlich ruckwarts - Herr sich der Dame links, die Dame dem Herrn rechts sich zuwendend, sich gegenseitig verneigend. 2 4. Verbeugung: Gehen auf den Platz zuruck - Herr sich der fremden Dame rechts, die Dame sich dem fremden Herrn 8 links zuwendend, sich gegenseitig verneigend. 2 8 I. Bild. La Dorset. (Herr 1 und Dame 2 beginnen.) a En avant deux et en arriere. - Herr (1) und Dame (2) Kommen kommen sich nach vorwarts entgegen - Reverence -und gehen wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel V, Bild I, Fig. a.) Erklarung: Durch 4 Schritte kommen sich Dame und Herr entgegen und zwar: die beiden ersten Schritte sind nach vorwarts auszufuhren, der dritte etwas seitlich ruckwarts und der vierte als Nachstellschritt herangezogen, auf welchen die Verneigung erfolgt. Die Dame. Takte hat darauf zu achten, dass sie ihrem zuruckgebliebenen Herrn den Rucken nicht zukehrt. b Tour des mains a droite. - Dieselbe Dame und derselbe Herr geben nochmals vor, geben sich gegenseitig die Hande, eine eiumalige Tour umeinander ausfuhrend, im Beschliessen derselben auf ihren Platz zuruckgehend. 4 (Siehe Tafel V, Bild I, Fig. b.) c Traversez a quatre. - Die Paare (1) und (2) kommen sich bis zur Mitte entgegen - Reverence. - Das Paar (1) trennt sich, um dem Paar (2) den Durchgang zu gestatten, und es gehen beide Paare auf den Platz gegenuber. 4 (Sieche(Siehe Tafel V, Bild I. Fig. e.) d Retraversez a quatre. - Beide Paare (1) und (2) in gleicher Weise zuruckkchrend, wobei diesmal das Paar (2) sich offnet, um dem Paar (1) den Durchgang zu gestatten, gewinnen somit ihre fruheren Platze wieder. 4 (Siehe Tafel V, Bild I, Fig. d.) e Chassez a droite et a gauche. - Samtliche Herren fuhren eine Drehung nach links aus, so dass die rechte Schulter nach der Mitte zugekehrt ist und samtliche Damen eine Drehung nach rechts, so dass ihre linke Schulter nach der Mitte des 4 Carres zugewendet ist. In dieser Stellung schreiten die Herren (mit dem rechten Fuss autretend) mittelst 4 Gleitschritten seitwarts nach der Mitte zu, zugleich alle Damen ebenfalls rechts antretend durch 4 Gleitschritte nach aussen, dadurch ergicht sich ein Stern. In derselben Stellung gehen die Tanzenden links antretend wieder durch 4 Gleitschritte in die Stellung zuruck. (Siehe(Siche Tafel V, Bild I, Fig. e.) Erklarung: Die Hande sind wahrend dem Chargieren in Stutzhaltung. f Tour des mains a droite. - Herr (1) 4 fuhrt mit der Dame (4), die Dame (1) mit Herr (3), Herr (2) mit der Dame (3), 24 Dame (2) mit dem Herrn (4), beide Hande sich gebend, eine einmalige Tour umcinander aus und gehen im Beschliessen derselben auf ihren Platz zuruck. 4 24 (Siehe Tafel V, Bild I, Fig. f.) Dreimalige Wiederholung von Herr (2) mit Dame (1) " (3) mit Dame" " (4) " (4) mit Dame" " (3) II. Bild. La Victoria. Reverence. (Das Paar 1 beginnt.) a En avant et en arriere. - Das Paar (1) geht bis zur Mitte vor, sich gegen das Paar (2) verneigend (Gegenverncigung) und wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. a.) b La dame vis-a-vis. - Das Paar (1) geht nochmals vor, wobei die Dame ihren Herrn verlassend in der Mitte des Carres Stellung nimmt. Gegenseitig sich verneigend, geht der Herr auf seinen Platz zuruck. 4 (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. b.) c Chassez a gauche et a droite. - Herr (1) und seine Dame (1) Schreiten, links antretend, durch 4 Gleitschritte seitwarts vor, dann rechts antretend durch 4 solche nach rechts vor. 4 (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. c.) d Tour des mains a droite. - Geben sich gegenseitig beide Hande und fuhren eine einmalige Tour umeinander aus. 3 (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. d.) e Separation. - Wenn die Umdrehung 1 ganz beendet ist, trennt sich das Paar, die Dame (1) stellt sich neben den Herrn 1 (3). Herr (1) neben die Dame (4). Mit der Trennung vom Paar (1) trennt sich auch das Paar (2), indem Herr (2) neben Dame (3) und Dame (2) neben Herr (4) zn stehen kommt. Somit ergeben sich zwei Kolonnen. (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. e.) f En avant huit et en arriere. - Die Tanzenden beider Kolonnen, sich die Hande gebend, gehen vor - Reverence - und zuruck. 4 (Siehe Tafel v, Bild II, Fig. f.) g Tour des mains et a vos places. - Die Kolonnen gehen nochmals vor, wobei jeder Herr seiner Dame und diese ihm die Hande reicht und in einer einmaligen Umdrehung begiebt sich jedes Paar auf seiuen Platz. 4 24 (Siche Tafel v, Bild II, Fig. g.) Dreimalige Wiederholung von Paar (2). dann (3), dann (4). III. Bild. Le Moulinet. Reverences. (Die Dame (2) beginnt.) a La dame en avant. - Die Dame (2) geht vor. -Reverence gegen Herrn (1). 2 Dasselbe im Sinn ciner Anfforderung verharrend. (Siehe Tafel v, Bild III, Fig. a.) b Le cavalier en avant. - Herr (1) entsprieht derselben auch sofort durch entgegenkonmen, sich ver der Dame (2) verneigend. 2 (Siche Tafel v, Bild III, Fig. b.) c Reverence prolongiee. - Herr (1) und die Dame (2) gehen rickwurtsschreitend auf ihre Platze, im Beschliessen desselben eine langere und tiefe Verbengung ausfuhrend. 4 (Siche Tafel v, Bild III, Fig. e.) d Moulinets. - Die vier Damen vereinigen sich, indem sie je die rechte Hand ineinanderlegen. Jeder Herr giebt seiner Dame die linke Hand und es bildet sich somit ein Muhlerad. Dabei legt der Herr die rechte Hand an die Taille der Dame. In dieser Haltung gehen die Tanzenden vermittelst 8 Schritten bis auf den Platz gegenuber, dort eine Drehung ausfuhrend und wieder durch 8 Schritte auf dem gleichen Wege auf den fruheren Platz zuruck. 8 16 (Siche Tafel v, Bild III, Fig. d' u. d'.) Dreimalige Wiederholung von Dame (1) und dem Herrn (2), von Dame (4) und Herr (3), von Dame (3) u. Herr (4). IV. Bild. Les Visites. Reverences. (Das Paar (1) beginnt.) a Visite a droite et reverence. - Das erste Paar macht seinen Besuch bei dem zunachst stehenden dritten Paare, nimmt vor demselben Stellung, eine Verbeugung daran schliessend, die artig von dem Paar (3) zu erwiedern ist. 4 (Siehe Tafel V, Bild IV, Fig. a.) Erklarung: Das Besuch machende Paar geht durch 4 Schritte vor, welches 2 Takte erfordert, wahrend den weitern 2 Takten erfolgt die gegenseitige Verneigung. b Chassez, croisez et reverence.- Die beiden, nun sich gegenuberstehenden Paare fuhren - die Harreh rechts, die Damen links autretend - durch 4 Schritte ein Seitwartsgleiten aus, im Beschliessen desselben sich leicht verneigend. Wieder durch 4 Gleitschritte zuruck - Herr hinter der Dame, die Dame vor ihrem Herrn sich kreuzend im Beschliessen sich verneigend. 4 (Siche Tafel V. Bild IV, Fig. b.) c Visite a gauche et reverence. - Dasselhe Paar macht nun, eine Schwenkung ausfuhrend, dem links stehenden Paar (4) seinen Besuch. 4 (Siehe Tafel V, Bild IV, Fig. c.) Erklarung: Genau dieselbe Ausfuhrung wie Fig. a dieses Bildes. d Chassez, croisez et reverence. - Sich krenzend, chargieren und Verneigung. 4 (Siche Tafel V, Bild IV, Fig. d.) Erklarung: Siche Fig. b dieses Tour-Bildes. e Chaine anglaise et retour.- Die Paare (1) und (2) vertauschen vorubergehend ihre Platze und gehen auf gleiche Art wieder zuruck. 8 24 (Siche Tafel V, Bild IV, Fig. e[1] u. c[2]). Erklarung: Siehe Francaise, Tafel IV, Bild I, Fig. a. Dreimalige Wiederholung von Paar (2), dann vom Paar (3), dann wom Paar (4) Vielerorts wird dieses Bild zugleich mit 2 Paaren getanzt, das heisst, es beginnen die Paare (1) und (2), die Figur a zugleich. V. Bild. Les Lanciers. Reverence. (Alle Tanzenden beginnen zugleich) a Grande chaine. - Dame und Herr eines jeden Paares geben sich gegenseitig die linke Hand, dann im Vorwartsschreiten dem entgegenkommenden die rechte und so weiter bis Dame und Herr sich auf 8 dem Platz gegenuber treffen, worauf eine gegenseitige Verneigung erfolgt. Wieder sich die linke Haud gebend, Fortsetzung der Kette, beim Zusammentreffen auf dem Platze mit einer Verbeugung beschliessend. (Siche Tafel v, Bild v, Fig. a.) b Evolution; une paire apres l'antre. - Schwenkung der Paare nacheinander begonuen. Der Herr vom Paar (1) fuhrt seine Dame durch eine Schwenkung um sich berum, so dass beide dem Carre den Rucken zukehren. Das dritte Paar nimmt hieranf hinter dem ersten Paar Stellung; demselben schliesst sich das vierte Paar an, das zweite Paar bleibt in seiner Stellung. 2 2 2 2 2 (Siehe Tafel) v, Bild v, Fig. b.) c Chassez croisez et balancez. - Alle Damen begeben sich durch 4 Gleitschritte seitwarts links, gleichzeitig alle Herren durch 4 solcher seitwarts rechts, somit den Weg sich kreuzend; anschliessend daran ein balancer (Schwebeschreiten) ausfuhrend. 4 (Siehe Tafel, v, Bild V, Fig. e.) d Rechassez croisez et balancez.-Genaue Wiederholung der Fig. c, jedoch in der Umkehrung. 4 4 Figur e Promenade.- Unter Anfuhrung des ersten Paares teilt sich die Colonne im Vorwartsschreiten-die Damen nach links, die Herren nach rechts, eine ovale Kreislinie beschreibend - und kehren auf ihre Platze zuruck, von welchen sie ausgiengen; nehmen eine Frontstellung sich gegenuberstehend ein, so zwar, dass zwischen beiden Colounen vier Schritte Abstand bleiben. Takte 8 (Siehe Tafel v, Bild v, Fig. e.) f En avant huit et en arriere. - Alle sich die Hande gehend (jede Colonne fur sich) schreiten aufeinander zu -Reverence-und gehen wieder zuruck. 4 (Siehe Tafel v, Bild v, Fig. f.) g Tour des mains et a vos places. - Die Colonnen gehen nochmals vor. Jeder Herr seiner Dame und diese ihm die Hande reichend, fuhreu sie eine einmalige Tour umeinander aus, im Beschliessen derselben auf ihre Platze zuruckkehrend. 4 (Siehe Tafel v, Bild v, Fig. g.) Dreimalige Wiederholung des ganzen Bildes, indem das zweite mal bei der Fig. b das Paar (2) zuerst schwenkt, das dritte mal das Paar (3), das vierte mal das Paar (4). Zum Schluss des Ganzen wird die Graude-chaine nochmals getanzt und die Paare treten ab. Ungebundene Tanze. La Polonaise . Die Polonaise ist ein festlicher Reigen, ausgefuhrt durch eine beliebige Anzahl von Paaren, mit mannigfachen Abwechslungen und in der Regel als Einleitung bei Tanzfesten dargestellt wird. Es pragt sich in derselben etwas patetisch-feierliches aus, verbunden mit ritterlicher Galanterie. Der Ursprung kennzeichnet sich durch den Namen. Sie hat 3/4 Takt, mit dem Accent auf dem ersten Taktteil. Um diesem feierlichen Tanz die richtige Wurde zu geben, soll den Regeln der Wohlanstandigkeit in vollem Masse entsprochen werden. Man achte besonders auf schone Korperhaltung und das Gehen. (Pas de salon.) Die Polonaise hat hauptsachlich den Zweek, daas durch die zu beschreibenden Figuren man Gelegenheit habe, die anwesenden Gaste kennen zu lernen, ebenso bei Privat- oder Hausballen den festgebenden Wirten (Familie) die Huldignng entgegen-zubringen. Aufstellung und Vorbereitung. Alle an dem Tanz teilnehmenden Paare stellen sich hintereinander auf. Mit Beginn der Musik erfolgt von Seite der Herren eine Verneigung, die Damen zum festlichen Umgang einladend, welche von den Damen huldvoll zu erwiedern ist. Der Herr empfangt nun die linke Hand der Dame, welche er mit seiner rechten entgebennimt. (Siehc Tafel VI, Fig. 81.) Hierauf setzt sich das erste Paar in kurz gemesseneu Schritten in Bewegung, dem die andern Paare folgen. Der Vurtanzer achte ganz besonders darauf, dass er die zu beschreibenden Figuren nach den Raumverhaltnissen, ebeuso wie nach der Teilnelmerzahl einrichtet. Bei wening Paaren, mit entsprechend grosser Tanzflach;e, lassen sich alle nur denkbaren Figuren entwickeln, wahrend im umgekehrten Fall dieselben auf eiufachere beschrankt werden mussen. Vor allem soll das vortanzeude Paar den Augenblick wahrnehmen, der ihm eine Langseite des Saales zur freien Verfugung stellt, wo es denselben mitten durch passieren kann. (Auf der Figurentafel VI ist der Punkt, von wo aus sich die Flguren entwickeln, mit A, das Ende in der Mitte des Saales mit E bezelchnet.) Fig. 1. Die Promenade. Von A aus bewegt sich der Zug, dem fuhrenden Paare folgend durch die Mitte des Saales auf E zu. Nach einer gegenseitigen Verbeugung sich trennend gehen die Herren nach links, die Damen nach rechts, moglichst einen Kreis bildend, auf A zu. Gehen, hier angelangt - Damen und Herren sich gegenseitig verneigend -neben einander vorbei - Herren nach aussen, Damen nach innen-nach E zu, verbeugen sich, hier angelangt, ebenfalls wieder und schreiten nebeneinander vorbei, mit dem Unterschied, dass diesmal die Herren den innern und die Damen den aussern Kreis heschreiben nach A zu. (Siehe Tafel VI, Figur I a und 1 b.) Fig. II. Die Allee. Es geben sich, auf A angelangt, Dame und Herr die Hand und paarweise geht der Zug nach E zu, wo eine Teilung des Zuges erfolgt. Das Paar (1) schwenkt nach links ab, das Paar (2) nach rechts u. s. w. Es entstehen somit zwei Zuge, welche sich auf A treffen, es dnrehbrechen sich hier dieselben, das heisst, die Damen durchschreiten gegenseitig die entgegenkommenden Parre und dun gehen anf E zu, wo dieselbe Figur nochmals erfolgt, nur dass diesmal die Herren den entgegenkommenden Zug durchbrechen. (Siehe Tafel VI, Figur II a und II b.) Fig. III. Die Parade. Auf A angekommen, geben sich die Damen Vom Zug (1) und die Herren vom Zug (2) gegenseitig die Hnad, so ergiebt sich eine Vierercolonne, welche nach E schreitet. Es teilen sich nun diese Colonnen wieder in zwei Zuge und marschieren auf A zu um sich zu achten zu vereinigen, so kann dieses fortgesetzt werden, so lange es die Breite des Saales gestattet. Hierauf erfolgt die Auflosung der Colonnen jeweilen auf E, und auf A das Hinterreihen. Das wird fortgesetzt bis wieder ein Zug mit der Fuhrung vom Paar (1) da ist. (Siehe Tafel VI, Fig. IIIa und III b.) Fig. IV. Die Schnecke. (Mit Seitwartsschreiten.) Wie die letzte Ablosung erfolgt, das heisst, so bald sich alle Paare zu einem Zuge gereiht haben, zieht der fuhrende Herr (1) von A aus sofort nach links zur Schnecke und Paar um Paar, jeweilen die Dame vom vorschreitenden Paare dem Herrn vom ruckgehenden Parre die rechte Hand gebend. Ist der fuhrende Herr im Mittelpunkt angelangt, macht er kehrt, um in entgegengesetzter Richtung den Ausgang zu gewinnen. (Siehe Tafel VI, Fig. IV.) (Bei dieser Figur haben die Tanzenden, inshesondere der fuhrende Herr, die Schritte zu verkurzen, dass nieht ein Davonjagen statt einem Gehen entsteht. Fig. V. Die Fontaine. Sobald das fuhrende Paar den Ausgang erreicht bat, erfolgt von Seite der Dame eine Verneigung gegen den reehts gehenden Herrn zum Zeichen der Ablosung. Unmittelbar nachdem wieder einige Parre hintereinander gehen, bleibt das Parr (1) stehen, offnet, durch eine Reverence sich trennend, dem zweiten Paare den Durchgang, dieses schliesst sich dem Paar (1) an, diesem das dritte, vierte u. s. w. Hat das letzte Paar das erste durchschritten, giebt der fubreude Herr der Musik das Zeichen zu einer Pause. (Siehe Tafel VI, Figur V.) Nachher crfolgt Walzer oder Schottisch, wo das Paar (1) mit Durchtanzen beginnt, dem folgt das zweite, dritte u. s. w. Ist die Betciligung an der Polonaise gross, so beginnen alle Paare mit Rundtanz. Rund-Tanze. Der Walzer ist deutsch-nationalen Ursprunges, er hat 3/4 oder 6/8 Takt mit dem Accent auf dem ersten Taktteil. Es gehoren zwei Takte zusammeu, innerhalb weleher das Tanzmotiv ausgefuhrt wird. Seit der Entstehung dieses Tanzes sind von Tanzern anderer Nationen ebenfalls schone Tanzarten unter glichem Namen und gleicher Taktart geschaffen worden. Ehemals tanzte man nur drei Schrittwalzer (auch 6 Schrittwalzer genannt) und zwar in ziemlich langsamem Tempo. Das richtige Zeitmass liegt in jedem Walzer selbst. Es ist nicht dasselbe Musikstuck fur alle Walzarten gleich passend, das heisst, um die richtige Charakterisierung des Walzers darzustellen. Man unterscheidet schleifende und wiegende Walzer, von denen die letztern von den erstern abgeleitet sind, oder besser gesagt, von jenen abstammen. Siehe folgende Erlauterung: Schleifender Walzer: 3 oder 6 Schritt " " 2 " 4 " " " 1 " 2 " Wiegende Walzer: Englischer Walzer, vom 3 oder 6 Schrittwalzer abstammend, " " Wiener Walzer, vom 2 oder 4 Schrittwalzer abstammend, " " Balance-Walzer, vom 1 oder 2 Schrittwalzer abstammend, demmach ergeben sich also 6 versehiedene Walzerarten mit 3 verschiedenen Schrittsatzen, von denen 5 von asthetischer Seite betrachtet, als schon und fur den Salon als passend bezeichnet werden konnen. Ein Wiener oder englischer Walzer nach etwas lebhafter Musik mit reichen Variationen, in nicht zu schellem Tempo ist unter den Rundtanzen das denkbar kostlichste. Der Wiener pflegt demnach ganz richtig zu sagen: "Der Himmel voller Geigen." 3 oder 6 Schrittwalzer (Schleifend.) Stellung: 3. oder 4. Position (rechter Fuss vorn). Ausfuhrung . Schrittsatz: Erste Halfte (1-2-3-Schrittbewegung). Vorgleiten des linken Fusses bis vor die rechte Fussspitze mit anschliessender halber Umdrehung rechts auf den Fussballen, wahrend welcher der rechte Fuss seitwarts rechts zuruckgezogen wird zur 4. Position. Nachgleiten des linken Fusses zur zweiten Position. (Das Korpergewicht liegt auf beiden Fussen gleichniassig.) Schrittsatz: Zweite Halfte (4-5-6-Schrittbewegung). Ruckgleiten des rechten Fusses mit anschliessender halber Umdrehung rechts (aut den Fussballen), wahrend welcher der linke Fuss zuruckgezogen wird in die hintere vierte Position; seitwartsgleiten des rechten Fusses zur vordern 4. Position. (Das Korpergewicht liegt auf beiden Fussen gleichmassig.) gleichniassig.) Die Dame hat geuau denselben Schrittsatz, beginnt jedoch mit der zweiten Halfte desselben. Das Chargieren zu diesem Walzer wird durch je drei Gleitschritte ausgefuhrt, links vorwarts, dann rechts vorwarts oder rechts ruckwarts, dann links ruckwarts. Der erste Gleitschritt wird den Tanzschritten entsprechend ausgefuhrt, wahrend die beiden andern um die Halfte kleiner, so zu sagen nur durch 2 Accente zu markieren sind. Das Chargieren erfolgt je nach einer halben Umdrehung nach dem 3. oder 6. Schritte. Englischer Walzer. (Wiegend.) Stellung: 3. Position (rechter Fuss vorn). Ausfuhrung . Der Schrittsatz ist genan gleich wie beim 6 Schrittwalzer, nur dass die Tanz-Schritte wiegend auszuauszufuhren sind. Auf jeden Schritt erfolgt ein Kniehengen mit gleichzeitigem Heben der Ferse, welches mit einem Aufspannen der Fussbiegen verbunden ist. Es ist besonders darauf zu achten, dass das erste Wiegen bei allen hupfenden Tanzen, auf dem rechten Fuss zu beginnen hat, wahrend der linke Fuss zum ersten Schritt vorgeht. Es findet demnach das Wiegen (Aufhupfen) immer auf demjenigen Fusse statt, auf dem das Korpergewicht ubertragen ist. (Das Korpergewicht wird in diesem Walzer abweehselnd von einem Fuss auf den andern ubertragen.) Die Dame hat denselben Schrittsatz, jedoch mit der zweiten Halfte beginnend. Das Chargieren hat denselben Schrittsatz wie der shcleifende 6 Schrittwalzer, ist jedoch wiegend auszufuhren, der erste Schritt grosser als die nachfolgenden. 2 oder 4 Schrittwalzer. (Schleifend.) Stellung: 3. Position (rechter Fuss vorn.). Ausfuhrung . Schrittsatz: Erste Halfte (1-2-Sehrittbewegung). Vorgleiten des linken Fusses bis vor die rechte Fussspitze mit anschliessender halber Umdrehung auf beiden Fussballen, abstellen der rechten Ferse, nachstellen des linken Fusses zur 2. Position. (Das Korpergewicht wird abwechselnd von einem Fusse auf den adnern ubertragen.) Schrittsatz: Zweite Halfte (3-4-Schrittbewegung) Ruckwartsgleiten des rechten Fusses zur hintern 4. Position mit anschliessender halber Umdrehung auf beiden Fussballen. Absetzen der linken Ferse und seitwartsstellen des rechten Fusses zur vordern 4. Position. (Das Korpergewicht wird abwechselnd von einem Fuss auf den adnern ubertragen.) Die Dame hat denselben Schrittsatz, beginnt jedoch mit der zweiten Halfte. Das Chargieren besteht aus je cinem Vorschritt (Vorgleiten) links, dann rechts u. s. w. Dasselbe kann je nach einer halben Umdrehung erfolgen. Wiener-Walzer. (Wiegend.) Stellung: 3. Position (rechter Fuss vorn). Ausfuhrung . Schrittsatze genan wie beim 4 Schrittwalzer, nur dass auf jede halbe Umdrehung ein zweimaliges Wiegen hinzukommt, und zwar: der rechte Fuss geht als Vorbereitnng zur 4. Position vor, verbunden mit einem zweimaligen Wiegen auf demselben. Unmittelbar daranschliessend, geht der linke Fuss zur ersten Schrittbewegung vor, mit welcher die halbe Umdrehung erfolgt. Sobald der linke Fuss beim Vorschritt absetzt, wird das Korpergcwicht etwas auf denselben ubertragen, so dass das zweite Wiegen auf beiden Fussen stattfindet. Das Korpergewicht liegt jedoch mehr auf dem rechten Fusse. Mit Beendigang des zweiten Wiegens geht der linke Fuss zur zweiten Position vor und ubernimmt zugleich das Korpergewicht. Es erfolgt nun auf diesem Fusse ebenfalls ein zweimaliges Wiegen, indem der rechte Fuss zuruckschwingt - absetzt - und beim zwciten Wiegcn mitwirkt. Das Korpcrgcwicht liegt jedoch mehr auf dem linken Fusse, wird aber nach Beendigung des zweiten Wiegens wieder auf den rechten Fuss ubertragen, um zut ersten Schrittbewegung - links vor - wieder einsetzen zu konnen. Die Dame hat genau dieselbe Ausfuhrung, beginnt jedoch mit Ruckschritt rechts. Das Chargierem wird durch zwei wiegende Schritte ausgefuhrt, von denen der erstere merklich grosser ist, als der zweite. 1 oder 2 Schrittwalzer. (Schleifend.) Stellung: 3. Position (rechter Fuss vorn). Ausfuhrung . Schrittsatz: Vorgleiten des linken Fusses in Kreisform (Ronde de jambe) zur vordern 3. Position, wahrend auf dem rechten Fuss eine halbe Umdrehung erfolgt Das Korpergewicht wird vom rechten den linken Fuss ubertragen und erfolgt auf diesem die zweite halbe Umdrehung, wahrend der rechte Fuss in Kreisform (Rond de jambe) zur vordern 3. Position vorgeht. Die Dame hat genau dasselbe in der Umkehrung. Das Chargieren wird durch einen Gleitschritt links vor, rechts vor u. s. w. ausgefuhrt. Balance-Walzer. (Wiegend.) Stellung: 3. Position (rechter Fuss vorn). Ausfuhrung . Schrittsatz genan gleich wie bei dem 1-2-Schrittwalzer, nur dass auf demjenigen Fusse, auf welchem die Umdrehung erfolgt, ein zweimaliges Wiegen hinzukommt. Die Dame hat dieselbe Ausfuhrung, jedoch mit dem rechten Fuss beginnend. Der Schottisch ist eine Zusammensctzung mittelst zwei mal drei Hupfclschritten, er hat 3/4 Takt, mit dem Accent auf dem ersten Takttcil. Kindlithe Heiterkeit und barmloses Vergnugen pragt sich in demselbeu aus. Stellung: 3. Position (linker Fuss vorn). Ausfuhrung . - Fur den Herrn. Schrittsatz: Erste Halfte (1-2-3-Schrittbewegung). Vorschritt links mit gleichzeitigem einmaligem Anfhupfen auf dem rechten Fuss. Nachstellschritt rechts, Vorschritt des linken Fusses, welcher zuglcich das Korpergewicht ubernimmt und es folgt: Schrittsatz: Zwcite Halfte (4-5-6-Schrittbcwegung). Einmaliges Aufhupfen auf dem linken Fuss mit anschliessender halber Umdrehung auf demselben, zmn Seitschritt rechts, Nachstellschritt links, Vorschritt des rechten Fusses, welcher das Korpergewicht wieder ubernimmt, um mit Vorschritt links das Tanzmotiv von neuem zu beginnen. Die Sehritte sind leicht hupfend (wiegend) auszufuhren. Die Dame hat denselben Schrittsatz in der Umkehrung, das heisst sie beginnt zuerst mit der zweiten Halfte des Schrittsatzes. Das Chargieren besteht aus je drei Schritten, links dann rechts u. s. w. Es ist die erste und die 4 Schrittbewegung mit einem einmaligen Aufhupfen zu begleiten, wie bei der Kreisfigur. Die Mazuka . ist poluiseh-nationalen Ursprunges, sic hat 3/4, zuweilen anch 6/8 Takt, der Accent liegt auf dem ersten Taktteil. Stilles Sichvergnugen, anmutsvolle Hingebung pragen sich in diesera Tanze aus. Was wir unter Mazurka kennen ist nur ein Tell dieses eigentlichen Nationaltanzes der Poleu. Stellung: 3. Position (linker Fuss vorn). Ausfuhrung . Wird Mazurka hupfend (wiegend) getanzt, ist genau derselbe Schrittsatz und Einzelausfuhrung wie beim Schottisch massgebend, wird sie jedoch schleifend getanzt, so ist der Schrittsatz vom 6 Schrittwalzcr geltend. Die Rheinlander-Polka ist bohmischen Ursprungs. Sic hat 2/4 Takt und gehoren 4 solcher Takte zu einer periodischen Tanz-Verkettung. Kindliches Entzucken, behagliche Wonne, verbunden mit weinseliger Stimmung pragt sich darin aus. Stellung: 3. Position (linker Fuss vorn). Ausfuhrung . I. Teil: 8 Gleitschritte. Mit dem linken Fuss beginnend, 4 Gleitschritte seitwarts, schrag vorwarts, der 4. Schritt mit dem rechten Fuss als Nachstellschritt wird jedoch nicht abgesetzt, sondern gleitet sofort schrag rechts vorwarts als erster Schritt zu den weitern 4 Gleitschritten. II. Teil: Smaliges Aufhupfen. Mit der dritten Schrittbewegung als Vorschritt rechts beginnt ein zweimaliges Aufhupfen auf dem rechten Fuss, als Vorbereitung zu dem 4 mal 2 maligen Hupfen, das heisst auf jedem Fuss, auf dem linkcn beginnend, erfolgt ein zweimaliges leichtes Aufhupfen, wahrend dem zwei ganze Umdrehungen auszufuhren sind. Es ergiebt sich demnach, dass der Tanzer mit dem Vorbereitungshupfen auf dem rechten Fuss und den auschliessenden 4 mal zweimaligen Hupfen, mit dem linken Fuss beginnend, 10 mal zu hupfen hat. Das letzte Hupfen endet auf dem rechten Fusse, der linke wird nicht auf den Boden aufgestellt, sondern schliesst sich zur gehobenen 3. Position am Knochet des rechten Fusses an um sofort wieder mit der Figur von neuem zu beginnen. Die Dame hat denselben Schrittsatz, mit dem rechten Fusse beginnend, auszufuhren. Dieses Aufhupfen wird von geubten Tanzern durch Balance-, Wiener- oder englischen Walzer ersetzt, was den Tanz grazioser erscheinen lasst. Die Polka-Mazurka soll von der russischen Grossfurstin Maria Nikolaewna erdacht worden sein. Dieser Tanz hat 3/4 Takt mit dem Accent auf dem ersten Taktteil. Es gehoren 2 Takte zusammen, wahrend denen das sechsteilige Tanzmotiv eimnal ausgefuhrt wird. Es pragt sich edler Stolz und kriegerische Kuhnheit, verbunden mit ritterlicher Galanterie in demselben aus. In keinem Rundtanz kann der Tanzer seine Phantasie zu freier Abwechslung der Figuren besser zur Geltung bringen, als wie in der Polka-Mazurka. Stellung: 3. Position (linker Fuss vorn). Ausfuhrung . Schrittsatz: I. Teil. Aus der Seitstellung (siehe Tafel II, Fig. 16), Vorgleiten des linken Fusses zur 2. Position, mit sofortigem Nachschlagen des rechten Fusses zur 1. Position und zweimaliges Aufhupfen auf demselben. Der linke Fuss gleitet im Moment des ersten Aufhupfens wieder zur 2. Position seitwarts, und beim 2. Aufhupfen sofort wieder in die gehobene 3. Position zuruck. Die Armhaltung ist auf Tafel II, Fig. 16, genau angegeben. 5 Schrittsatz: II. Teil. Mit Beendigung des 2. Aufhupfens folgt eine halbe Umdrehung mittelst 3 Schottischschritten, mit dem linken Fusse beginnend, so dass Tanzer und Tanzerin ihre Platze gewechselt haben. Die Dame hat genau denselben Sehrittsatz, nur dass sie ihn mit dem rechten Fusse beginnt. Fortsetzung des Tanzmotives, indem das zweite mal der Herr mit dem rechten, die Dame mit dem linken Fusse beginnt. Der Galopp ist spanischen oder italienischen Ursprungs. Derselbe hat 2/4 Takt mit dem Accent auf beiden Taktteilue. Es pragt sich sturumische Freude fast bis zur Ausgelassenheit in demselben aus. Da dieser Tanz nicht Rur nicht schou, sondern geradezn gegen die Regeln des guten Tons scpricht, ebenso im hochsten Grade gesundheitsschadlich wirken kann, sollte derselbe auf der Ballkarte gestrichen werden. Fantasie-Tanze. Der Menuett-Walzer ist von dem deutschen Tanzlehrer, Herrn Karl Kruger, konigl. Tanzer in Berlin herausgegeben worden. Die Musik hat 3/4 Takt. Dieser schone Tanz hat das Geprage vornchmen Wesens, und ist hier dem Tanzer Gelegenheit geboten, die Grazie zur vollen Geltung zu bringen. Der Tanz besteht aus zwei Teilen, von denen der erste menuettartig gehalten, der zweite durch Wiener- oder englischen Walzer dargestellt wird. Ausfuhrung . Wahrend der Einleitung stellen sich die Paare, gleichmassig Abstand von einander nehmend, hintereinander auf. Herr und Dame begrussen sich gegenseitig mit einer tiefen Verbeugung und reichen sich darauf die Hand (der Herr die rechte, die Dame die linke). Die freie Hand wird in Stutz gebracht. Der Herr stellt den rechten, die Dame den linken Fuss zur 3. Position vor. (I. Teil.) Menuett. Der Herr mit dem rechten, die Dame mit dem linken Fusse beginnend, gehen beide zwei und einen Nachstell-Schritt vorwarts, dann wird der aussere Fuss (d. h. der linke Fuss des Herrn, der rechte der Dame) seitwarts gestreckt, (Btick seitwarts uber die Schulter nach der Fussspitze hin), kurz herangezogen und es folgt: Heben auf beide Fussspitzen (linker Fuss hinter dem rechten in der 3. Position). Dasselbe wird wiederholt, nur beginnt beim zweiten Mal die Dame das Schreiten mit dem rechten, der Herr dem linken Fuss. Der Herr bringt beide Hande in Stutz, wahrend die Dame mit Daumen und Zeigefinger das Kleid halt. Gleitschritt seitwarts: Herr und Dame krenzen bei einander vorbei, der Herr hinter der Dame nach rechts, die Dame vor dem Herrn nach links durch Schritte, ein 4ter als Nachstellschritt wird uber dem rechten Fuss abgesetzt, und drehen sich dann auf der Fussspitze, mit dem sie den Gleitschritt begonnen, langsam herum zur Grundstellung. (1. Position.) Dasselbe mit dem entgegengesetzten Fusse wiederholend, so dass der Herr wieder zur linken Seite der Dame zu stehen kommt. Alsdann reichen Herr und Dame einander die rechte Hand, der rechte Arm wird gehoben und die Dame fuhrt, von dem Herrn geleitet, eine ruhige Drehung unter dem rechten Arm ihres Tanzers nach links worauf sich beide gegenseitig tief verbeugen. (II. Teil.) Walzer. Nach der Verbeugung tritt der Herr vor, fasst die Dame, wie beim Rundtanz ublich, au und tanzt mit ihr 32 Takte Walzer. Das Ganze wird vier Mal wiederholt und zum Schlusse kommt Walzer-Finale. Salon-Csardas . Der eigentliche Csardas der Ungarn ist ein schwierig anszufuhrender Tanz im 2/4 Takt. Zur Erleichterung ist in diesem Salon-Csardas manches vereinfacht worden und eine besondere Musik im 3/4 Takt geschrieben, bei welcher die Tanz-Ausfuhrung ihre Schwierigkeit verliert. Schelmische-Caprice, siegesbewusste Freude pragt sich ganz besonders in diesem Tanze aus. Salon-Csardas ist der Liebling guter Tanzer geworden. Vorbereitung . Die Tanzer stellen sich paarweise auf zirka l Meter Abstand hintereinander auf. Mit Beginn des 8taktigen Vorspiels und wahrend demselben erfolgt nach einer gegenseitigen Verbeugung die Stellung und Haltung zum Tanze und zwar: Dame und Herr stellen sich vis-a-vis auf zur 3. Position, die Dame stutzt die Hande in die Seite, der Herr verschrankt die Arme auf Brusthohe. Ausfuhrung . Die Dame tanzt, mit dem rechten Fusse beginnend, drei halbe Schritte nach rechts (Polka), der Herr mit dem linken Fusse beginnend, drei solche nach links, es tanzen demnach Tanzer und Tanzerin nach derselben Richtung hin. Bei diesen Schrittbewegungen wenden die Tanzenden leicht die entgegengesetzte Korperseite nach vorn, so dass die linke Schulter der Dame beinahe an die rechte des Herrn grenzt. Gesicht und Blick sind einander zugewendet. (Siehe Tafel VIII, Fig. 23.) Die Dame setzt nunmehr die Ferse des linken, der Herr die Ferse des rechten Fusses in die 4. Position nach vorn scharf auf, wobei der Fuss moglichst nach auswarts zu halten ist. Dame und Herr setzen nun die Spitze des vorgestellten Fusses ab, und zwar moglichst genau auf dieselbe Stelle, wo die Ferse abgesetzt Wurde. Das knie ist einwarts zu halten, Gesicht und Blick ebenfalls einander zugewendet. Dame und Herr fuhren diese Schritte (Polka, Ferse und Spitze) in entgegengesetzter Richtung mit dem andern Fusse noch einmal aus, und kommen dadurch wieder auf den Platz zuruck, von welchem aus sie das Schreiten begonnen haben. Hierauf halbe Umdrchung nach innen, so dass Dame und Herr einander zugekehrt sind. (Stellung zur 3. Position.) Der Herr legt den rechten Arm um die Taille der Dame, die Dame legt die linke Hand auf die rechte Schulter des Herrn. In dieser Aufstellung erfolgen zwei Polka-Mazurka-Schritte, die Dame mit dem rechten, der Herr mit dem linken Fusse beginnend. Daran anschliessend folgen 3 Schottisch-Schritte mit halber Umdrehung (Tour), somit haben Tanzer und Tanzerin ihre Platze gewechselt. Gleichzeitig lasst der Herr seine Dame los und verschrankt die Arme; die Dame stutzt die Hande wieder in die Seite und es folgt eine Echappee, die wie folgt ausgefuhrt wird: Zum Schluss der Schottischschritte sind die Fusse gleich zu schliessen. Aus dieser Stellung werden beide Fusse mit einem leichten Sprunge in die 2. Position gebracht und zwar so, dass die Fersen moglichst auswarts gerichtet sind. Mit einem zweiten leichten Sprunge werden beide Fusse zur 1. Position gestellt. Hierauf Wiederholung des vorstehend beschriebenen Schrittsatzes in entgegengesetzter Weise, also Dame mit dem linken Herr mit dem rechten Fusse beginnend. Kreuz - Polka . Die beliebt gewordene Kreuz - Polka besteht aus 8 Takten. Der Herr fasst mit der rechten die linke Hand der Dame, die freie Hand stutzen beide auf die Hufte. Nun tanzen sie einen Takt Polkaschritte vorwarts, indem der Herr mit dem linken, die Dame mit dem rechten Fusse beginnt. Beim zweiten Takt hebt der Herr den rechten, die Dame den linken Fuss vorwarts schwingend hoch, und ohne mit demselben den Boden zu beruhren hupfen sie gleichzeitig zweimal mit dem andern, feststehenden Fusse. (Siehe Tafel IX, Fig. 24.) Hierauf lassen sie sich los, drehen sich schnell um, der Herr fasst mit der linken die rechte Hand der Dame und nun tanzen sie, die freien Hande auf die Hufte gestutzt, den 3. Takt wieder Polkaschritte, aber so dass der Herr mit dem rechten, die Dame mit dem linken Fusse beginnt. Der vierte Takt wird mit dem feststehenden Fusse zweimal hupfend und den innern Fuss vorschwingend, hochhebend, wie beim zweiten Takt ausgefuhrt. Hierauf fasst der Herr seine Dame, wie zum Rundtanze ublich, und tanzen 4 Takte "Schottisch". Diese 8 Takte wiederholen sich von Anfang an ad libitum. Strakschak (auch Coer oder Reichsverweser genannt) ist ein bohmischer Tanz, ausgefuhrt durch eine beliebige Anzahl von Paaren. Dieselben stellen sich in gleichmassigem Abstand hintereinander auf. Die Musik besteht aus 2 Teilen zu je 8 Takten, oder mit Repetition zu je 16 Takten. Der erste Teil beginnt mit Schottisch. Im 2. Teil wird folgende kleine Pantomime ausgefuhrt: Mit Beendigung des Schottisch lasst der Herr seine Dame los, bleibt vis-a-vis derselben stehen. Herr und Dame treten nun zum 2. Takt dreimal mit den Fussen abwechselnd auf, klatschen dann wahrend des 4. Taktes dreimal in die Hande, wahrend des 5. Taktes drehen sie mit der rechten, wahrend des 6. Taktes mit der linken Hand. (Siche Tafel X, Fig. 25.) Zum 7. und 8. Takt stutzen sie die Arme in die Seite und drehen gleichzeitig jedes fur sich selbst rechts herum. Wird dieser Tanz von Erwachsenen ausgefuhrt, so macht es viel Vergnugen, wenn nach dieser Pantomime schnell die Damen gewechselt werden. Das heisst, der Herr engagiert jeweilen die Dame vom ruckstehenden Paar; oder es tanzen alle Paare bunt durcheinander und die Herren engagieren eine ihnen passende Dame. Cotillons (Tanzspiele) . Derselbe kann den Glanzpunkt einer Ballfestlichkeit bilden, kann aber auch, wenn die Touren vom Arrangeur nicht gunstig gewahlt sind, die Tanzer auf das Erheblichste ermuden. Wie bei der Polonaise, so auch bei den Cotillon-Touren soll der Arrangeur nach der Teilnehmerzabl dieselben wahlen. Von 50-100 und mehr Paaren lassen sich nicht alle die Tanzspiele anbringen, wie an einem kleinen Ball von vielleicht 20-30 Paaren. Es ist hiefur als Regel anzunehmen, dass bei uber 30 Paaren beteiligun solche Figuren angewendet werden, bei denen sich mindestens 1/3 der Tanzenden beteiligen konnen, denn es ist nicht zu vergessen, dass junge tanzlustige Leute, lieber mittanzen, als zusehen, wie andere tanzen. Es sind nachstehend einige von den Figuren angefuhrt, welche ohne extra Cotillon-Requisiten leicht ausfuhrbar sind. Spiegelfour. (Absicht.) Eine Dame setzt sich auf einen in der Mitte des Saales gestellten Stuhl, in der rechten Hand einen Spiegel haltend. Ein Herr tritt von ruckwarts auf die Dame zu, sich in den Spiegel verneigend. Wunscht nun die Dame nicht mit diesem Herrn zu tanzen, so winkt sie, durch eine Wendung des Spiegels, dem Herrn ab. Dieses setzt die Dame so lange fort, bis der ihr passende Cavalier gekommen ist, mit welchem sie dann Walzer tanzt. Das Polsterkissen. (Absicht.) Auf einen in den Saal gestellten Stuhl, vor welchem ein Polsterkissen liegt, setzt sich eine Dame hin, indem sie die an dem Kissen angebrachte Schnur fasst. Derjenige Herr, welcher nun die Ehre zu haben wunscht, mit der Dame zu tanzen, kniet, sich vorher vor ihr verneigend, auf das Kissen hin. Beabsichtigt die Dame nicht mit diesem Herrn zu tanzen, zicht sie das Kissen im letzten Moment zuruck, setzt dasselbe so lange fort, bis der gewunschte Herr gekommen ist, und das Paar tanzt Polka. Leuchterbrandle. (Cotillon-Tour aus dem Mittelalter.) Ein Herr tanzt Schottisch, eine brennende Kerze hochhaltend, die Damen verfolgen denselben, um das Licht auszuloschen; diejenige Dame, welche das Kunststuck fertig gebracht, tanzt mit dem Herrn Schottisch. Der Herr uberreicht die Kerze einer Dame, und die Tour beginnt von neuem. Das ABC. (Zufall.) An die Herren werden Karten mit je einem Buchstaben versehen, verteilt. An die Damen wird ebenfalls dasselbe Alphabet verteilt. Die Herren suchen die Damen mit gleichem Zeichen und die Paare tanzen Polka-Mazurka. Ringelrelhen. (Zufall.) Die Damen bilden, sich die Hande gebend, einen Kreis, der sich nach links in Bewegung setzt, - Blick nach aussen gewendet. Ebenso formieren die Herren einen Kreis um die Damen, welcher sich nach links in Bewegung setzt, - Blick nach innen gewendet. Auf ein Zeichen des Ballordners bleiben Damen und Herren plotzlich stehen, und jeder Herr engagiert die vor ihm stehende Dame. Die Paare tanzen Mazurka. Der Knoten. (Zufall.) Die Damen stellen sich in einer Reihe auf. Je die vierte Dame knupft bei dem einen Ende ihres Taschentuchs einen Knoten, legt alle vier Enden in der Hand so zusammen, dass nur noch die vier Zipfel sichtbar sind. Vier Herren treten vor, jeder derselben fasst einen Zipfel, und derjenige Herr, welcher den Knoten erhalt, tanzt mit der Dame Walzer. Die leer ausgegangenen Herren engagieren andere Damen. Blinde Kuh. (Zufall.) In der Mitte des Saales wird vom Tanzordner ein Stubl platziert, neben dem sich, einerscits die Damen, anderseits die Herren aufstellen. Eine Dame der Gesellschaft setzt sich auf den Stuhl. Es werden ihr vom Tanzordner die Augen verbunden und zugleich ein Besen in die eine Hand gegeben. Zwei Herren treten vor die Dame hin, sich vor derselben verneigend; die Dame ubergiebt, nun dem einen Herrn den Besen, und mit dem andern tanzt sie Schottisch. Der Herr mit dem Besen tanzt einige Drehungen hinter dem Paare nach und setzt sich dann selbst auf den Stuhl, wo zwei Damen vortreten, und sich vor dem Herrn verneigen u. s. w. Kartenspiel-Tour. (Zufall.) Unter die Damen wird aus einem Kartenspiel Konige. Ober-Ass etc. verteilt. Aus einem zweiten Spiel die gleichen Karten unter die Herren. Die gleiche Farbe Tragenden tauzen zusammen Walzer. Facher-Tour. (Zufall.) Die Damen legen ihre Facher zusammen auf einen Stuhl, der Ballordner mischt dieselben gut durcheinander und ubergiebt jedem Herrn einen solchen. Die Herren suchen nun die Eigentumerin, und die Paare tanzen Rheinlander. Ballwerfen. (Zufall.) Aus der Reihe der Damen wird ein Ball nach den Herren geworfen; derjenige Herr, welcher nun denselben auffangt, tanzt mit der Dame Mazurka. Es wirft nun einer der Herren den Ball unter die Damen u. s. w. Hausball . Ein Hausball findet im Schosse eines Familienkreises statt, zu welchem meist nur nachste Freunde und Bekannte eingeladen werden. Es ist vielerorts gebrauchlich, dass bei Familienballen den Damen vor dem Eintritt in den Salon Ballbouquets uberreicht werden. Der Hausball wird von der Dame des Hauses mit dem im hochsten Range stehenden oder dem altesten Herrn eroffnet; diesem Paar schliessen sich nach Alter und Stand die andern an. An einem solchen Ball darf nie eine Dame einen sie zum Tanze engagierenden Herrn abweisen ohne den Grund hiefur auzugeben. Hat eine Dame aus Versehen einen Tanz doppelt acceptiert, so darf sie mit keinem der beiden Herren tanzen, sofern sich diese nicht behufs Abwechslung einigen. Wahrend man Erfrischungen geniesst, die beim Tanzen herumgereicht werden, hat man sich seiner Handschuhe nicht zu entledigen. Wird von der Dame des Hauses das Zeichen zur Tafel gegeben, haben sich die Gaste der Rangordnung nach, wie die Wirtin es bestimmt, an die Tafel zu begeben. Jeder Herr erhalt in der Regel eine Karte, auf welcher der Name derjenigen Dame bezeichnet ist, welche er zu Tische zu Tische zu fuhren hat. Der Herr des Hauses fuhrt meistens die Dame zur Tafel, der er die grosste Verbindlichkeit schuldet, wahrend die Frau des Hanses meist dem hochsten Ehrengast zugewiesen wird. Der Herr geht mit seiner Dame voraus in den Speisesaal, die andern Paare folgen ihm und die Dame des Hanses beschliesst mit ihrem Herrn den Zug. Der Ruckzug in den Salon nach aufgehobener Tafel wird in entgegengesetzter Weise angetreten. Es geht die Hausfrau mit ihrem Herrn voran und der Hausherr beschliesst den Zug mit seiner Dame. Hausherr und Hausfrau sitzen bei einer Tafel an den entgegengesetzten Enden, um damit die Aufmerksamkeit nach verschiedenen Richtungen zu betatigen. Man stehe von der Tafel nicht eher auf, als bis die Dame des Hanses das Zeichen zum Aufstehen giebt Geschlossene Balle . Geschlossene Balle sind solche, die nur im Schosse einer Gesellschaft abgehalten werden und niemand gegen eine Eintrittsgebuhr Zutritt hat. Bei solchen Ballen ist es ublich, dass jede Dame und jeder Herr eine Tanzkarte erhalt, auf welcher die Tanze verzeichnet sind, die getanzt werden. Die Tanzkarte haben Damen und Herren an der obern rechten Ecke mit ihrem Namen zu verschen. Die Herren haben fur jeden auf der Karte verzeichneten Tanz eine Dame zu engagieren, das heisst, es darf sich ein Herr bei einer ihm bekannten Dame 2-3 Tanze erbitten, was aber bei einer unbekannten Dame nicht wohl erlaubt ist. Wunscht ein Herr mit einer ihm nicht bekannten Dame zu tanzen, lasst er sich durch einen der Dame bekannten Herrn vorstellen, ist ihm jedoch ein solcher nicht bekannt, stellt er sich der Dame selbst vor. Der Herr schreibt auf die Karte der Dame neben den zugesagten Tanz seinen Namen und auf die seinige den Namen der Dame. Diese Ballkarten sind entweder vor Beginn des Balles oder wo ein erste Teil (Programm) vorangeht unmittelbar nach Erledigung desselben zu verzeichnen. Bekommt ein Herr von einer Dame einen Abschlag, so darf er nicht etwa sofort eine dancben sitzende Dame engagieren; auf seinen Platz zuruckkehrend, sucht er sich einer andern Dame zu nahern. Bouquet, Facher oder Handschuhe soll eine Dame niemals einem ihr nicht nahe bekannten Herrn zur Aufbewahrung ubergeben. In Cotillon-Touren sollen sich junge Damen und Herren nicht allzusehr vordrangen; besonders die sogenannten Plunderungsszenen anr Geschenk- oder Blumentisch, sprechen gegen die Ballordnung. Aus der Reihe zu tanzen, wenn der Leiter Abteilungen geordnet, ist taktlos, und zwar nicht nur gegen den Anordner, sondern gegen die ganze Gesellschaft. Oeffentliche Balle . An offentlichen Ballen, wo jedermann durch eine Eintrittsgebuhr Zutritt hat, ist schon in Bezug auf Toilette weniger Rucksicht zu nehmen. Ebenso wird ein ungeniertes, freies, aber dennoch dem Anstand angemessenes Betragen hier am richtigen Platze sein. An solchen Anlassen sollten nur Bekaunte miteinander tanzen. Wunscht ein Herr mit einer Dame zu tanzen, welche in Begleitung eines Herrn ist, soll erst bei demselben um die Erlaubnis nachgesucht werden. Um einer Tanzerin sicher zu sein, ist es empfeblenswert, je nach Beendigung eines Tanzes auf den folgenden Tanz hin eine Dame zu engagieren. Au solchen Ballen steht einer Dame das Recht zu, einen ihr unbekannten Herrn, falls sie mit ihm nicht zu tauzen wunscht, ohne Entschuldigung abzuweisen.. Toilette . Damen und Herren, welche auf guten Ton Anspruch machen, sollen sich fur gesellschaftliche Anlasse entsprechend kleiden. Wie sich die Gaste in ihrer Toilette halten, kennzeichnet sich der Charakter eines Balles. Damen haben an Ballen, dem Alter augepasst, in moglichst heller Toilette zu erscheinen. Hochelegante Toilette ist und bleibt die seidene Robe mit Schleppe. Vielerorts gehort jedoch die Promenadentoilette ebenfalls zum guten Ton. Herren haben an solchen Anlassen in moglichst dunkler Kleidung zu erscheinen. Die vollkommen feine Gesellschaftstoilette fur Herren erfordert Frack, weisse Halsbinde (Cravatte), Lackschuhe, helle Glace-Handschuhe und Chapeau-Claque. Das Tragen des Halbfracks, sowie des Gehrocks ist ebenfalls zulassig. Das starke Parfumieren der Kleider, sowie der Coiffure spricht gegen die Etiquette. Das Reinigen (weisshalten) der Zahne und der Fingernagel gehort ganz besonders zum guten Ton, letztere sollen in ein Spitzoval geschnitten werden. Tragen des Damenkleides . Die Dame tragt das Kleid beim Promenieren und auf der Strasse stets nur mit der linken Hand, Ballkleider 6 kleider auch mit der rechten; angenommen die Dame gehe allein. Mit dem Daumen und Zeigefinger wird das Kleid etwas ruckwarts gefasst und dann vorgehoben, mit den andern Fiugern dessen Falten hubsch gelegt. Der das Kleid tragende Arm kann gestreckt oder angezogen sein, nur ist darauf zu achten, dass derselbe in keiner Haltung nach auswarts gestellt werden darf, es spricht letzteres vollstandig gegen die Aesthetik. (Siche Tafel III, Fig. 17 und 18.) Tragen des Chapeau-Claque . Dasselbe geschieht auf 2 Arten, mit gestrecktem Arm (siche Tafel III, Fig. 10) oder unter dem Oberarm auf Brusthohe (siche Tafel III, Fig. 20) und zwar stets mit der linken Hand. Tragen des Fachers . Neuern Ton's tragen die Damen den Facher an langer Schleife, welche auf der linken Schulter, vermittelst einer Agraffe, befestigt wird. (Siche Tafel II.) Es ist dieses Tragen des Fachers als sehr praktisch anzuerkennen, da die Dame den Facher stets bei sich tragt, ohne dadurch bei Contretanzen, "Quadrillen, Cotillons etc. gehindert zu sein. Wahrend den Rundtanzen fasst die Dame den Facher mit der linken Hand zwischen Daumen und Zeigefinger, so dass der zu offnende Teil desselhen nach unten gekehrt ist. (Siche Tafel II, Fig. 12.) II. Abteilung. Korperbildungsunterricht und Regeln fur den gesellschaftlichen Verkehr. Einleitung. Spricht der Verfasser in diesem Werkehen uber die Ausbildung des Korpers, so sind naturlich die gymnastischen Uebungen des Korpers, die wir unter dem Namen Turnen kennen, in demselben ausgeschlossen. Es handelt sich hier speziell um die Ausbildung des Korpers fur den gesellschaftlichen Umgang, verbunden mit den dazu notigen Hoflichkeitsregeln. Dazu gehort die Geschicklichkeit, seinen Gliedern die gefalligen Formen zu geben; die Bewegungen des Korpers, durch welche wir andere begrussen, ihnen unsere Achtung bezeigen oder kleine Hoflichkeitsdienste erweisen, auf eine schickliche und zierliche Weise auszufuhren. Ebenso gehort eine schone, gefallige Haltung des Korpers, ein korrektes Gehen, zu den Haupteigenschaften eiues korperlich aesthetisch gebildeten Menschen. Da wahrend der Dauer eines Kurses ein Lehrer sich unmoglich grundlich in alle Einzelheiten korperlich aesthetischen Unterrichtes, sowie in die Theorie uber die Regeln im gesellschaftlichen Verkehr einlassen kann, ebenso dieselben zum Teil sich im Unterricht nicht anbringen lassen, jedoch es aber die Pflicht des Lehrers ist, seine Sshuler darin zu unterweisen, habe ich in diesem Werkehen diese Themas ausfuhrlichst fur den Selbstunterricht behandelt, trotzdem alles, was in Verbindung mit dem Tanz-Unterricht steht, praktisch geubt wird. Erlaube ich mir, in diesem Werkchen einen Abschnitt uber Anstandslehre beizufugen, so mogen es diejenigen Schuler und Schulerinnen nicht beleidigend auffassen, welche schon von Hause aus zu solchen Manieren erzogen worden sind. Es wird mir der geneigte Leser zugeben, dass es in einem Tanzkurs immer Schuler geben wird, welche trotz der steten Ermahnung ihrer Erzieher, den einen oder andern Regeln nicht die notige Beachtung schenken und solches erst sich aneignen, wenn sie durch ein solches Schriftchen dazu aufmerksam gemacht worden sind. 1. Die Haltung des Korpers beim Stehen. Nach seiner Haltung kann man einen Menschen fast immer beurteilen. In derselben kann man viel guten Ton an den Tag legen, wahrend man bei schlechter Haltung des Korpers auf Mangel an aesthetischem Sinn und Gefuhl sehliessen kann. Die Haltung des Korpers soll stets eine gerade sein, aber frei und ungezwungen. Um eine graziose Haltung zu erlangen, soll das Gleichgewicht des Korpers bei aufrechter Stellung hauptsachlich im Ruckgrat und uber den Huften liegen. Die Brust soll vorgedrangt werden, der Kopf mit Leichtigkeit ruckwarts gehalten sein. Die Fusse sollen in moglichst geschlossener Stellung bleiben, rechter oder linker Fuss etwas vorgestellt, die Fusspitzen nach aussen. Die Arme werden in geschmeidigem Fall mit wenig bemerkbaren Ellenbogen, leicht gebogenem Handgelenk und Fingern gehalten. (Siehe Tafel XI, Fig. 103 und 104.) Das Uebereinanderschlagen der Arme, das Einstemmen in die Seiten, das Kreuzen derselben auf dem Rucken, das Einstecken der Hande in die Taschen ist Respektspersonen gegenuber und in Gesellschaft uberhaupt gegen die Regeln der guten Erziehung. 2. Die Haltung des Korpers beim Sitzen. (Herren.) Die Haltung des Korpers beim Sitzen soll ebenfalls eine gerade sein. Die Kniee sind moglichst geschlossen zu halten, die Fusse auf den Boden aufgestellt, rechter oder linker Fuss etwas vor. Die Arme sollen sich moglichst dem Korper anschmiegen. (Siche Tafel XI, Fig. 105 und 106.) Das Niedersitzen und das Aufstehen haben ohne Gerausch zu geschehen. Sitzt man bei Tisch und will sich naher zusetzen, so ist der Stubl auf beiden Seiten zu fassen (nicht etwa zwischen den Beinen), indem man sich ein wenig erhebt. Soll der Stuhl auf eine grossere Entfernung gebracht werden, steht man hinter denselben, fasst ihn auf beiden Seiten der Lehne und zwar so, dass die Daumen nach vorn ubergelegt sind. Das Zuruckschlagen der Fusse, so dass die Fusssohlen sichtbar sind, das Uebereinanderschlagen derselben ist unaesthetisch. Beim Sitzen muss man moglichst zu verhuten suchen, einer andern Person den Rucken zu kehren. (Damen.) Die Haltung des Korpers bei den Damen ist dieselbe wie bei den Herren. Damen haben beim Niedersitzen auf einen Stuhl das Kleid mit der entgegengesetzten Hand vorzuziehen, welche der Person zugekehrt ist und beim Sitzen wieder fallen zu lassen. So z. B. soll die Dame bei einem Souper das Kleid nicht mit der Hand nach vorn ziehen, welche dem Cavalier zunachst ist, sondern mit der rechten. Steht die Dame von der Tafel auf, so hat dasselbe nach rechts zu geschehen, also nach der Seite, wo ihr Kleid (Schleppe) liegt. Allgemeine Regein beim Sitzen. Das Aufstehen von einer Tafel hat fur Herren stets nach rechts seitwarts zu geschehen, indem der Stuhl mit der linken Haud nach ruckwarts gehoben wird. Dieses Aufstehen ist schon dadurch bedingt, dass die Dame das Kleid auf die entgegengesetzte Seite vorzicht (nach rechts), um eben fur den Herrn den Platz freizuhalten. Ein Herr setzt sich erst, nachdem die Dame Platz genommen. Setzt man sich in Gesellschaft, so ist gegen die nachst Sitzenden eine leichte Verbeugung zu machen. Entfernt sich der Herr oder die Dame von der Tafel, so sucht man bei dem Bleibenden um Entschuldigung nach. Das Niederlassen auf einen Fauteuil, Sopha oder Stuhl. Hat sich der zu Setzende so nah dem Fauteuil genahert, dass ein Niederlassen moglich ist, soll der linke oder rechte Fuss zuruckgestellt sein, so zwar, dass der zuruckstchende Fuss den Absatz des vorgestellten Fusses mit der Breitseite beruhrt (siehe dritte Position auf Tafel 1), das zuruckgestellte Bein soll leichte Fuhlung des Fautenils haben. Von dieser Stellung aus lasst man den Korper in aufrechter Haltung senkrecht sinkeu. Das Niederlassen geht von beiden Knieen zugleich; das Korpergewicht liegt auf beiden Fussen gleich. Nahert man sich dem Sitz, so wird der Oberkorper etwas vorgeneigt, das Korpergewicht auf den ruckstechenden Fuss ubertragen um in aller Ruhe das Sitzen zu vollenden. Aus dieser Erklarung geht also hervor, dass man sich zuerst niederlassen soll, um nachher den Rumpf zu beugen. Das Gehen am Stock und das Tragen desselben. Um mit Eleganz an dem Stock gehen zu konnen, soll der Griff bei gestrecktem Arm bis zum Handgelenk reichen. Das Fuhren (Schwingen) des Stockes wahrend des Gehens darf nicht hoher spielen, als die Lange des Schrittes des entgegengesetzten Fusses. Gravitatischer jedoch ist. es, wenn man den Stock nicht schwingt, sondern nachhebt, denselben unmittelbar auf der Diagonale des rechten Fusses wieder absetzt, angenommen, der Stock werde mit der rechten Hand gefuhrt. Der Oberarm soll dem Korper angeschlossen sein, das heisst, leicht streifen; der Unterarm etwas auswarts gehalten, Handrucken nach oben gekehrt, so dass der Stock nach oben schrag answarts gerichtet erscheint. (Siche Tafel XII, Fig. 107.) Wie das Gehen am Stock, so ist noch mehr das Tragen desselben den Regeln der Aesthetik unterzogen, und sind jene Haltungen des Stockes hier angegeben, welche einen gewissen Chie auspragen und weise ich diesbezuglich auf Tafel XII hin. Das Tragen des Schirmes. Bei den Herren kann der geschlossene Schirm so getragen werden wie der Stock, bei den Damen dagegen ist die Haltung des Schirmes in einigen Darstellungen eine geanderte und weise ich speziell auf die Figurentafel XIII hin. Die Arme resp. die Ellenbogen sollen in samtlichen Haltungen dem Korper angeschlossen sein. Das Gehen. (Herren.) Es ist allbekannt, dass jeder Mensch seine besondere Art und Weise des Gehens hat. so dass man ihn dadurch sogar leicht von einer andern Person unterschciden kann. Dies kommt unstreitig daher, dass der eine schwach, der andere stark gebaut ist; selbst seine Erziehung, Lebensart und Alter geben sich im Gehen zu erkennen. Um einen eleganten Gang zu erzielen, beachte man zunachst, was uber Korperhaltung gesagt worden ist. Die Fortbewegung des Korpers, dessen Schwerpunkt abwechselnd von cinem Fuss auf den andern ubertragen werden soll, kann nicht mit der erforderlichen Sicherheit ausgefuhrt werden, wenn dem Oberkorper die Unabhangigkeit von den Fussen mangelt. Man nehme daher eine gute Stellung an, hebe stets die Ferse vor der beginnenden Thatigkeit des Fusses, dabei sei das durch den Schenkel auswarts gehaltene Knie locker und geschmeidig gefuhrt. Das Auftreten des vorwarts schreitenden Fusses geschehe auf die ganze Sohle (d. h. so wenig auf den Absatz, dass es fur das Auge kaum sichtbar ist) und lege hiebei deu Schwerpunkt des Oberkorpers auf den vorgeschrittenen Fuss. Die Kniee sind zu strecken. Das Vorschreiten des andern Fusses geschehe durch einen kaum merkbaren Abstoss der Zehen, verbunden mit einem gewissen Accent; die wechselseitige Beruhrung der beiden Fersen ist zu vermeiden. Die Arme werden leicht hiu und her bewegt (nicht etwa ein- und auswarts) naturgemass mit dem entgegengesetzten Fusse tendierend. (Damen.) Das Gehen der Damen bleibt dasselbe, wie bei den Herren, nur mit dem Unterschiede, dass die Arme weniger oder gar nicht hin und her bewegt werden und einiger anderer Fussbewegungen beim Tragen des Ballkleides (Schleppe). Beim Gehen mit langem Kleide sollen die Fusse etwas weiter voneinander sein, d. h. die Dame vermeide das ohnehin nicht statthafte Ancinanderstreifen der Fersen. Ferner achte sie genau darauf, dass der vorwartsschreitende Fuss sich nicht mit dem Absatz zuerst niederlasse, sondern mit der Fussspitze (dem Fussballen). Sie muss das Ausschreiten mit einem entschiedenen Accent ausfuhren, so zwar, als ob sie willens ware, mit jedem Schritt das Kleid vor sich hin zu stossen. Setzt die Dame dagegen den Absatz zuerst auf und schlagt mit der Fussspitze nach, so ist das Treten auf das Kleid unvermeidlich. Beim Ruckwartsschreiten soll die Spitze des zuruckschreitenden Fusses moglichst auswarts gekehrt sein und ist mit der Breitseite des Fusses bei jedem Schritt das Kleid gleichsam zuruck zu heben. Das Umkehren in langem Kleide kann direkt an dem sich befindlichen Standpunkte aus nicht geschehen, sondern nur durch ein kleines Ausbiegen, seitwarts links oder rechts. Will beispielsweise die Dame sich rechtsum drehen, so ist der erste Scitschritt links zu geschehen, beim liuksum drehen zuerst mit dem rechten Fuss. Das Gehen im Salon (Pas de salon). Das Gehen im Salon unterscheidet sich vom Gehen auf der Strasse dadurch, dass die Schritte kurzer gehalten sind; das Auftreten des schreitenden Fusses geschehe zuerst auf die Fussspitze, und zwar wird der Fuss vor Beendigung des Schrittes auf der Spitze vorgeschoben und es folgt das Abstellen des ganzen Fusses. Diese Gangart ist in Damen-Gesellschaft fur Herren absolut notwendig, wenn sie sich nicht der Gefahr aussetzen wollen, einer Dame auf das Kleid zu treten. Verbeugungen (Reverences). Nach den angenommenen Sitten des Landes, in welchem wir leben, wird durch Verbeugung des Korpers die Hochachtung und Ergebenheit, welche man andern schuldig ist, ausgedruekt. Es giebt verschiedene Arten von Verbeugungen, je nach ihrer Richtung, z. B. Verbeugungen am Standorte, beim Kommen, beim Weggehen, wahrend dem Gehen und je nach ihrer Geltung vor einer oder mehreren Personen. Die Herren-und Damenverbengungen unterscheiden sich von einander hauptsachlich in den Arm- und Fussbewegungen. Herrenverbeugung am Standorte. Der Kopf senkt sich zuerst nach vorn, hierauf folgt das Bengen des Nackens und anschliessend geht der ganze Oberkorper etwas mit. Die Schultern fallen nachgiebig, ebenso die Arme in ungezwungener und gefalliger Haltung vor. Ueber die ganze Verbeugung muss sich eine gewisse Rundung kennzeichnen, jedoch soll dieselbe nicht allzu tief ausgefuhrt werden. (Siche Tafel XIV, Fig. 117 u. 118.) Jede Verbeugung geschieht stets auf einen Nachstellschritt und zwar in verschiedener Bedeutung. Gilt die Verbeugung einem Kommenden, oder jemandem, der uns vorgestellt wird, dem man dabei die Hand zu geben wunscht, wird der zuruckgestellte Fuss und im entgegengesetzten Fall der vorgestellte Fuss nachgezogen. Das erstere bedentet Zuneigung oder Freundschaft, das letztere Hochachtung oder Zuruckhaltung. Der Charakter, den die Verbeugung haben soll, wird noch insbesondere durch den Gesichtsausdruck gekennzeichnet. Ebenso wird durch ein langsames Verbeugen und langsames Wiederaufrichten Hochachtung und Verehrung in grosserem Masse ausgedruckt als bei einer kurzen, abgebrochenen Verbeugung. Damenverbeugung am Standorte. Mit geradem Oberkorper geht die Beugung zuerst von beiden Knieen aus. Ehe diese Bewegung ganz beendet ist, muss der vorstehende Fuss den Schwerpunkt aufgenommen haben. Infolge dessen vermag der andere, zuruckstehende Fuss durch Erhebung seiner Ferse sich mit Leichtigkeit aus der geschlossenen Stellung zu losen, um auf der Fussspitze cinen kleinen Schritt zuruck zu weichen. Der Oberkorper neigt sich vor und richtet sicb zugleich wieder auf, wahrend die gebogenen Kniee sich strecken unter leichtem Zuruckziehen des vordern Fusses. Der linke Arm schmiegt sich in eleganter Form an das Kleid, wahrend der rechte Arm gegen die Brust gefuhrt wird. (Siehe Tafel XIV, Fig. 115.) NB. Eine solche Verbeugung, verbunden mit der Armbewegung, hat eine Dame unbedingt hohen Personlichkeiten gegenuber, denen sie vorgestellt wird, auzuwenden. Verbeugungen beim Kommen und Gehen. Dieselben sind in gleicher, soeben beschriebener Weise auszufuhren, nur folgt noch hinzu, dass beim Kommen der vorletzte Schritt etwas seitwarts ausgefuhrt wird, so dass der letzte als Nachstellschritt leicht herangezogen werden kann. Die Zahl der zum Eintreten notigen Schritte lasst sich nicht bestimmen, wohl aber die zum Weggehen erforderlichen Schritte. Fs sind deren nicht mehr als drei, der erste Schritt gerade ruckwarts, der zweite etwas seitlich ruckwarts, damit der dritte Schritt beim Zuruckziehen die Stellung zur Verhengung bilden kann. Dann kann bei der Herrenverbeugung noch ein Schritt ruckwarts folgen (in der Damenverbeugung ist dieser Schritt ohnehin schon enthalten), diesem folgen die zum Abgehen erforderlichen Schritte nach dem Ausgang. Verbeugung vor mehreren Personen. Diese Art der Verbeugung unterscheidet sich von den bereits Beschriebenen nur dadurch, dass dieselbe langsamer ausgefuhrt werden muss. Blick und Korper sollen beim Beginn der Verbeugung von der ersten bis zu der letzten Person wurdevoll sich wenden und beim Wiederaufrichten den Blick nochmals bis zur Mitte zuruckwenden. Santliche derartige Verbeugungsarten sollen bei erwachsenen Personen nicht wie abgezirkelt erscheinen, sondern es soll sich ein gewisses Selbstbehagen darin keunzeichnen, wahrend jedoch Madchen und Knaben das Schulgerechte sehr wohl ansteht. Das Eintreten in ein Privataimmer. Das Eintreten in ein Privatzimmer soll in der Weise geschehen, dass man den bereits Anwesenden den Rucken nicht zukehrt. Angenommen, die Thurklinge befinde sich auf der linken Seite, so ergreift man dieselbe mit der rechten Hand, tritt ein und schliesst die Thure hinter sich mit der linken Hand. Dabei darf man sich nicht umwenden, sondern soll Front gegen das Zimmer machen und den Rucken der Thure zukehren; hierauf geht man dem Raum entsprechend vor und begrusst die Anwesenden durch einen allgemeinen Gruss. Das Austreten aus einem Privataimmer. Nachdem man sich von den anwesenden Personen verabschiedet und bei der Thure angelangt ist, kehrt sich der Weggehende unmittelbar vor der Thure um, so dass er wahrend der Umdrehung die Thurklinge ergreifen kann, und geht ruckwarts zur Thur hinaus. Es kann, wo es augebracht ist, vor dem Fassen der Thurklinge noch eine kurze Verbeugung stattfinden. Bei Lokalitaten, deren Ausgange direkt auf die Strasse fuhren, kann das Austreten ruckwarts, aus verschiedenen Grunden, als unvorsichtig bezeichnet werden. Das Grussen. Ohne den Gang zu hemmen, durch leichtes Verneigen des Oberkorpers nach dem Begeguenden hin. Der Gruss geschehe auf 1-2 Schritte Entfernung. Das Abnehmen der Kopfbedeckung geschehe immer mit derjenigen Hand, welche dem zu Grussenden ontgegengesetzt ist; es wird der Hut etwas schrag, tief auf die Brusthohe gezogen. Kommt jedoch ein Herr in den Fall, mit der andern Hand zu grussen, also mit derjenigen Hand, welche dem zu Grussenden zugekehrt ist, so wird der Hut senkrecht-tief gezogen. Beim Grussen soll die Cigarre stets aus dem Munde entfernt werden. Grussen mit dem Stocke in der Hand, mit welcher man den Hut zieht, ist gegen Respektspersonen nicht gestattet. Begegnet man einer besonders hohen, vornehmen Person auf der Strasse, so grusst man sie nicht blos beim Vorbeigehen, sondern man bleibe stehen, mache eine Verbeugung, wahrend sie bei uns vorbeifahrt, reitet oder geht. Soll wahrend des Sitzens gegrusst werden, erhebt man sich, begleitet mit einer leichten Verbeugung. Begegnet ein Herr einer Dame auf der Treppe, so hat er mit gezogenem Hut zu warten, bis die Dame vorbei ist. Eine Dame erhebt sich nicht zum Gruss, sie verbeugt sich nur, wenn nicht eine besonders von Rang hohe Personlichkeit cintritt. Werden Knaben beim Grussen von erwachsenen Personen angesprochen, so haben sie ibre Kopfbedeckung abzunehmen und nicht eher wieder aufzusetzen, als bis sie dazu aufgefordert werden. Der Gruss fur die Damen geschieht durch eine leichte Verbeugung, wahrend das Gesicht durch eine Drehung dem Grussenden zugewendet ist. Junge Damen und Herren grussen altere immer zuerst, ebenso hat ein Sohn beim Grussen vor seinem Vater, Mutter oder Geschwistern ebenfalls den Hut zu ziehen. Herren haben Damen immer zuerst zu grussen, die Dame hat nur zu erwiedern. Verhalten auf der Strasse. Eine allgemeine Regel ist es, Vorubergehenden nach rechts auszuweichen. Geht man in schnellerem Schrittempo von ruckwarts her desselben Weges an Jemanden vorbei, so hat dieses nach links, seitwarts zu geschehen. Madchen und Knaben haben erwachsenen Personen den bessern Platz zum Gehen zu offnen. Ebenso hat ein Herr einer Dame den bessern Platz zum Gehen zu uberlassen. Jungere gehen stets auf der linken Seite von erwachsenen Personen, ebenso haben Herren neben Damen auf der linken Seite zu gehen. 7 Geht man mit hoher gestellten Personen, so lasst man dieselben rechts gehen. Geht man zu dreien, so nimmt man die erste Respektsperson in die Mitte, die zweite rechts. Es ist sehr unschicklich, wenn in belebten Strassen mehr als drei Personen nebeneinander gehen, da man den ubrigen Passanteu leicht den Weg versperrt. Gehen mehrere Personen ebeneinander, und es kommt diesen Jemand engesprochen, so hat die Person, welche links geht, hinter die rechts Gehenden zu treten. Ebenfalls ist es schr unschicklich, vorubergehenden Personen nachzusehen; besonders Damen haben sich hievor zn huten. Geht man in Begleitung und diese wird von Jemand angesprochen, so geht man etwas weiter, um nicht zu horen, ausser es sei cbcnfalls eine naher bekannte Person. Damen tragen den Schirm in der rechten Hand, da die Dame das Kleid, angenommen sie gehe allein, mit der linken Hand zu halten hat. Schirme, Stocke u. s. w. trage man so, dass andere Passanten dadurch nicht belastigt werden. (Siehe Tafeln XII und XIII.) Ueber die gegenseifigen Vorstellungen. Kommt man in den Fall, eine Person der andern bekannt zu machen, so ist es schicklich, die Jungern den Aeltern, die niedriger Stehenden den Vornehinern, den Herrn der Dame vorzustellen. Also die Respekts-person immer zuletzt nennen, ebenso soll der Eintretende in einer Gesellschaft zuerst vorgestellt werden. Geht man in Begleitung, und es kommt eine zweite Person hinzu, so soll die Hinzugekommene zuerst vorgestellt werden. In Privatgesellschaften werden die Herren vom Hausherrn, die Damen von der Hausfrau vorgestellt. Stellt man sich selbst vor, so ist die Karte abzugeben, oder man nennt seinen Namen. Kommt man in die Lage, eine Person von Rang vorzustellen, so ist stets deren Stellung mit anzugeben, zum Beispiel: Ich stelle ihuen Herrn oder Frau Professor so und so vor, oder: Es gereicht mir zur Ehre, ihnen Herrn oder Frau Regierungsrat u. s. w. vorzustellen. Visiten . Verhalten bei Emptang von Besuchen. Bei den Besuchen, welche Freunde und Bekannte einander machen, fordert die Artigkeit nichts weiteres, als dass diejenigen, welche den Besuch erhalten, um passende Unterhaltung sorgen. Ist der Besuch ein Freund des Hauses, so ist es sehr liebenswurdig, demselben entgegenzugehen. Es ware unhoflich, einen Besuch lange warten zu lassen, ist man verhindert, sofort zu erscheiuen, so lasse man durch ein Familienglied um Entschuldigung bitten. Ist der Besuch eine hoher gestellte Person, so weise man ihr den Platz an, welcher der Thure am entferntesten ist. Man setze sich erst, nachdem der Besuch sich niedergelassen hat. Eine Person, mit der man besonders zuvorkommend sein will, begleitet man bis zur Hausthure; fahrt dieselbe, so soll man ihr beim Eiusteigen behulflich sein. Die Dame begleitet einen nicht naher bekannten Herrn nur bis zur Treppe. Der Besuch hat immer den Vortritt. Nur die Treppe abwarts gehend, hat in jedem Falle die Dame den Vortritt. Es ist unpassend, wenn man Besuche empfangt, die Kinder ohne speziellen Wunsch des Gastes in den Salon kommen zu lassen. Ein Gegenbesuch soll innert acht Tagen stattfinden. Man offne nie einem Besuch, wenn dieser sich entfernt, aus lanter Zuvorkommenheit die Thure (was schr oft vorkommt), sondern der Entfernende hat dieselbe selbst zu offuen. Nur verschlossene Thuren darf der Besuch nicht aufschliessen. Verhalten auf Besuch. Geschaftliche Besuche sind wahrend den Bureaustunden zu erledigen. Sogenannte Formbesuche durfen zwischen 11-2 Uhr nicht stattfinden, um beim Essen nicht zu storen und durfen im allgemeinen solche nicht lange dauern. Formbesuche sind: Gratulations-, Dank-, Coudolenz-, Abschieds- und Vorstellangshesuche. Betritt man einen Salon, in welchem bereits Besuch anwesend, so hat man sich zuerst zum Allgemeingruss zu verneigen und nahert sich dann der Dame des Hauses zur Begrussung. Herren betreten cinen Salon, bei Formbesuchen, mit dem Hut in der Hand und zwar in der linken. Ueberzicher, Stock und Gummischuhe durfen nicht mit in den Salon genommen werden, ebenso hat eine Dame bei einem Formbesuch den Regenmantel dranssen zu lassen. Bei einer Abendgesellschaft oder einer sonstigen familiaren Festlichkeit lasst ein Herr seinen Hut im Vorzimmer. Zu grosseren Festlichkeiten hat sich ein Herr mit dem Chapeau Claque zu begeben. Offiziere betreten einen Salon mit dem Sabel und der Mutze und legen dieselben erst ab, wenn sie die Dame und den Herrn des Hauses begrusst haben. Wird man von der Dienerschaft in das Empfangszimmer gewiesen, so stelle oder setze man sich so, dass der Blick nach der Thure gerichtet ist, um den Eintretenden sofort begrussen zu konnen. Stattet jemand in einem unbekaunten Hause zum erstenmal einen Besuch ab, so ist die Karte abzugeben oder man nennt seinen Namen. Herren sollen nie mit rauchender Cigarre in ein fremdes Haus gehen. Besuche, die einem wahrend einer Krankheit gemacht wurden, hat man nach der Genesung zu erwiedern. Bei einem Kondolenzbesuche hat man sich einer dunklen Toilette zu befleissen, Herren behalten hiebei den Ueberzieher an. Betreten mehrere Personen einen Salon, so hat dasselbe nach Rang und Alter zu geschehen. Damen haben den Vortritt, und zwar haben unter denselben verheiratete Frauen und Witwen das Vorrecht. Die Dame des Hauses darf einen Herrn, der ihr eine Visite abstattet, nie auffordern, den Hut abzulegen. Ist eine Visite in Form von Audienz vor einer hochgestellten Personlichkeit abzustatten, so ist es fur Herren schicklich, in schwarzem Auzug, heller Cravatte und Handschuhen zu erscheinen. Verhalten bei Konzerten, im Theater und in Gesellschaft. Hat die Vorstellung, Konzert oder ein Vortrag schon begonnen, so ist mit dem Eintritt bis zu einer passenden Pause zu warten. Wahrend eines Vortrags soll jedes Gerausch vermieden werden; besonders unstatthaft ist das Anstossen mit Glasern, sowie das Sprechen, welches leider so oft vorkommt. Ist man in Gesellschaft eingeladen und wird zu einem Vortrage aufgefordert, so straube man sich nicht dagegen, besonders wenn es in der Gesellschaft bekannt ist, dass man zur Unterhaltung beitragen kann. Ein ganz triftiger Grund ware dann als Entschuldigung anzunehmen. Ebenso ist es von demjenigen, der den Vortrag fordert, unmanierlich, wenn er zu sehr darauf drangt, denn nicht immer ist man dazu aufgelegt. Wird man in Privatgesellschaft eingeladen, und man ist verhindert der Einladung Folge zu leisten, so hat eine Absagung unverzuglich zu geschehen. Beehrt uns eine Dame mit einem Vortrag, so hat ein Herr aus der Gesellschaft die Dame bis zur Stelle zu begleiten, (Haltung: Hand in Hand) von wo aus sie den Vortrag zu geben beabsichtigt. Derselbe Herr hat die Dame nach dem Schluss wieder auf ihren Platz zu begleiten. Korrespondenz (Briefe). Geschaftliche Briefe sollen moglichst kurz, aber deutlich gehalten sein. Private Korrespondenzen konnen etwas weitlaufiger geschrieben sein. Ein Herr darf einer ledigen Dame (falls sie nicht alleinstehend ist) keine direkten Briefe schreiten, sondern an deren Mutter oder Erzieherin adressieren. Ebenso darf eine Tochter an einen ledigen Herrn ohne Wissen der Mutter keine Briefe schreiben. Der Brief einer Dame darf leicht parfumiert sein und soll im ganzen einen zierlichen Eindruck machen. Fur Damenbriefe eignet sich am besten creme-oder rosafarbiges Papier, versehen mit gleichfarbigem Monogramm. Auch weisses altdeutsches Papier mit unbeschnittenem Rand und trockengepragtem Monogramm macht sich fur Damen und Herren schr gnt. Sogenannte Nachschriften sind nur an intime Bekannte gestattet. Visitkarten. Damenkarten durfen nur den Namen enthalten. Herrenkarten durfen mit Adresse und Titel versehen sein. Monogramm oder Familienwappen auf einer Karte geben ein nobles Ausehen. Gegenwartig sind langliche Karten Mode. Trifft man jemanden, dem man seine Visite abstatten mochte, nicht zu Hause, so lasst man seine Karte zuruck. Benehmen bei Tisch. Das Anstandige oder Sittliche beim Genusse der Nahrungsmittel beruht nicht nur auf der Art und Weise, wie man isst und trinkt, sondern zum Teil auch, wo dies geschieht. Die Anschauungen und Gebrauche der verschiedenen Nationen sind im allgemeinen so verschieden von einander, dass es ungemein schwierig ist, das Richtige zu treffen. Die besten Verhaltungsmassregeln, welche uberall als geltend angenommen werden konnen, sind etwa folgende: Ist man in der Handhabung bei dem Genusse einer Speise nicht sicher, so warte man mit essen und beobachte die andern Tischgenossen so unauffallig als moglich. Vor allem, was heutzutage von einem gebildeten Menschen verlangt wird, sind gute Manieren und dazu gehort in erster Reihe eine schone Haltung bei Tisch. Der Korper soll etwas vorgeneigt sein, so dass das Kinn in senkrechter Richtung uber dem Tellerrand sich befindet. Die Arme sind moglichst dem Korper anzuschmiegen, so dass man nicht seine Tischgenossen mit den Ellenbogen beruhrt. Das Vorbeugen des Korpers nach dem Loffel hin, macht sich lacherlich, es ist der Loffel nach dem Munde zu fuhren. Die Gabel halt man in der linken, das Messer in der rechten Hand. Mit dem Messer Speisen zum Munde fuhren, ist nicht schicklich. Das Klirren mit dem Besteck beim Essen, soll moglichst vermieden werden. Die Serviette wird uber die Kniee gebreitet; das Einstecken in den Kragen oder in die Weste ist nicht mehr modern. Trinkt man wahrend der Mahlzeit, so sind die Lippen vorher mit der Serviette zu trocknen, da dem Glase nicht angeschen werden darf, auf welcher Seite getrunken worden ist. Das Sprechen wahrend dem Essen soll moglichst auf die Pausen wahrend den einzelnen Gangen beschrankt werden. Die Lippen sind vor dem Sprechen zu trocknen. Sprechen, wahrend man noch Speisen im Munde halt, ist unappetitlich. Das Brot schneidet man niemals, sondern man zerbricht es uber dem Teller; nur bei Thee, Kaffee etc. schneidet man das Brot, um event. Butter darauf streichen zu konnen. Die Speisen durfen nicht angeblasen werden, sind solche noch zu warm, so ist mit dem Essen zu warten, bis solche geniessbar sind. Bei Fleischspeisen schneide man nur so viel ab, als gerade zu Munde gefuhrt wird. Fische durfen nicht mit dem Messcr zerschnitten, sondern sollen mit einem Stuck Brot und der Gabel zerlegt werden. In Deutschland ist es Sitte, auf einer Schussel etc. das nachstliegende Stuck zu nehmen, wahrend vielerorts das Gegenteil gestattet ist. Will man sich nicht mehr bedienen, sollen Messer und Gabel kreuzweise in den Teller gelegt werden, Messerrucken nach aussen, Gabelspitzen nach oben gekehrt. An manchen Orten ist es Sitte, dass nach dem Essen Messer und Gabel parallel uber den Teller gelegt werden. Das Trinken. Beim Trinken von Kaffee, Thee etc. soll der Loffel in der Obertasse bleiben und zwar auf der rechten rechtcn Seite, indem er mit der Daumenspitze zuruckzuhalten ist. Es wird die Obertasse mit der rechten Hand gehalten, die Untertasse mit der linken nachgehoben. Die Tasse darf nicht mit Brotbrocken angefullt werden. Tassen und Weinglaser durfen stets nur zu 2/3 voll cingeschenkt werden. Beim Gesundheittrinken soll man sich gegenseitig anschen und hat der Herr stets zuerst bei der Dame um die Ehre zu bitten. Flaschen sollen beim Fullen von Glasern so gehalten werden, dass die Etiquette nicht verdeckt wird. Es ist durchaus gegen den guten Ton, jemanden zum Trinken anzuhalten, resp. dem Gast nochmals das Glas zu fullen, nachdem er sich bedankt hat. In diesem Falle kann man es einem Gast nicht ubel nehmen, wenn er das, was uber das Mass ist, einfach ignoriert. Beim Trinken von geistigen Getranken (Wein, Bier, Liqueurs etc.) soll eine Dame in Gesellschaft nie einem Herrn das Glas zufullen, es ware solches vollstandig gegen die weibliche Wurde. Wohl aber beim Trinken von Kaffee und Thee ist dasselbe sehr angebracht, angenommen, die Dienerschaft habe solches nicht zu besorgen. Ebenso durfen Damen den Herren Konfekt servieren. Allgemeines uber hoflichkeit . Unter Hoflichkeit versteht man die Fertigkeit, sich im geselligen Umgange so zu betragen, dass man Jedem die Aufmerksamkeit und Achtung erweisst, welche man nach den burgerlichen Verhaltnissen, den eingefuhrten Sitten zufolge erwarten darf. In dieser Hinsicht giebt es kein ausseres Zeichen der Hoflichkeit, welches nicht einen sittlichen Grund hatte. Diese Hoflichkeit aussert sich durch Anfmerksamkeit auf alles das, wodurch andern einen grossern oder kleinern Dienst erwiesen, oder eine grossere oder kleinere Muhe erspart werden kann. Es soll jedoch die Ho flichkeit nicht in auswendig gelernten Komplimentierformen hervortreten oder gar in Schmeichelei und Affektiertheit ausarten. Schmeicheleien setzen den Bescheidenen in Verlegenheit; den Schwachen machen sie eitel, jemandem, der es verdient, eine Artigkeit zu sagen, ist keineswegs Schmeichelei, doch gehort dazn ein sehr feines Gefuhl und Gewandtheit im Ausdrucke. Die Jugend im Umgange mif altern Personen. Wenn sich der Anstand im jugendlichen Alter im geselligen Umgange ganz besonders durch Bescheidenheit zu erkennen giebt, so ist es doppelt Pflicht. fur die Jugend, im Umgange mit alteren Personen ein bescheidenes Wesen an den Tag zu legen. Haben altere Personen unter sich ein Gesprach, so sollen an Alter bedeutend Jungere nur sprechen, wenn sie dazu aufgefordert werden. Kommen altere Personen in Gesellschaft und es findet sich fur diese keinen Platz, so haben jungere, besonders Knaben und Madchen, sich zu erheben und ersteren ihren Platz anzubieten; es ist diese Hoflichkeitsregel in Tramways, Eisenbahnen u. s. w. ganz besonders zu berucksichtigen. Das anstandige Verhalten der Jugend gegen das Alter wird sich aber nicht nur durch Aeusserung der schuldigen Ehrfurcht uberhaupt und durch zuvorkommende, gefallige Dienstfertigkeit, sondern auch insbesondere durch eine lernbegierige Aufmerksamkeit, welche man den Mitteilungen und Ratschlagen der Aeltern widmet, an den Tag legen. Dass zu den ehrwurdigsten altern Personen ganz vorzuglich die Eltern gehoren und Kinder diesen ihren grossten Wohlthatern mit grosster Ehrfurcht allen Anordnungen Folge zu leisten haben, braucht Kindern gebildeter Eltern kaum erwahut zu werden.